[WLANtalk] Wo beginnt und wo endet Gemeinnützigkeit freier Netze?

Linus Lüssing linus.luessing at c0d3.blue
Do Okt 27 04:36:03 CEST 2016


In Bezug auf:

Subject: [WLANnews] "Nonprofitrecht Aktuell" zur (Nicht-)Gemeinnützigkeit von Freifunk

On Mon, Oct 17, 2016 at 04:17:23PM +0200, hg wrote:
> http://www.winheller.com/fileadmin/redaktion/NewsletterPDFs/nonprofitrecht/2016/nonprofitrecht-aktuell-10-2016.pdf
> 
> http://winheller.com/fileadmin/redaktion/NewsletterPDFs/nonprofitrecht/2016/volltexte/oktober/Wissenschaftlicher_Dienst.pdf
> 
> Freies WLAN: Freifunker gemeinnützig?
> [...]
http://lists.freifunk.net/pipermail/wlannews-freifunk.net/2016-October/004287.html

Danke für die Links und ausführlichen Erklärungen :-).


Ein wenig schwirrt es mir noch im Kopf herum, wo gefühlt
die Gemeinnützigkeit beginnen und wo sie enden sollte.


Hypothetisch angenommen, in einer Stadt würden Router genauso
mit freier Software, offenem Netzzugang und Pico-Peering-Einhaltung
verteilt, wie wir das alle zur Zeit machen - aber mit einem kleinen
Unterschied:

Sie werden nur von großen, mächtigen Institutionen benutzt
um ihre Gewinne zu maximieren. Angenommen, Banken
und Versicherungen bauen ein offenes Mesh-Netzwerk
untereinander auf.

Theoretisch kann sich jeder Bürger von außerhalb dort mit
anschließen und es mitnutzen, genau wie es bei Freifunk üblich
ist. Jedoch interessiert sich in dieser fiktiven Stadt niemand
außer den Banken und Versicherungen dafür, weil die
Mobilfunkanbieter dieser Stadt viel bequemer, schneller und
günstig genug sind.

Würden wir auch dann die Gemeinnützigkeit dieser Infrastruktur
fordern?


Der/die gewiefte LeserIn wird nun "ha!" schreien, "Freifunk ist
aber nicht kommerziell, Banken und Versicherungen sind es aber".
Das stimmt.

Dann andersherum: Wenn nun zwei Banken das Mesh-Netzwerk zum
Austausch benutzen, tausende andere Menschen aber hierüber
ihre ehrenamtlichen, gemeinnützigen Tätigkeiten koordinieren,
soll dann das ganze Netz dann als kommerziell verpestet,
nicht-gemeinnützig gelten?


Das ganze wird natürlich noch kniffeliger, wenn wir nun Cafes,
Bäckereien, Hotels etc. dazuzählen. Wie hoch darf der Anteil in
einem geimeinnützigen Freifunk-Netz sein? Kriegt ein
Radisson-Hotel noch einen zusätzlichen 10-fach-Faktor gegenüber
dem kleinen, wackeren Cafe?


Weiter Frage: Sollte die Gemeinnützigkeit durch das ferne (evtl.
sogar unerreichbare?) Ideal oder durch die praktische Nutzung
definiert werden?

Außerdem: Kommt es uns auf die Nutzung an? Oder verstehen wir die
Infrastruktur als "frei" wie in "freier Software", die auch für
kommerzielle Nutzung offen steht? (würden wir die Gemeinnüzigkeit
für die Entwicklung freier Software fordern?) Meines Wissens nach
macht das Freifunk Memorandum z.Z. keine Aussagen über die
Nutzung auf dem offenen, freien Netz.

Was sind so eure Gedanken dazu?

Gruß, Linus


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