[WLANtalk] Vorteile einer Vereinsgründung

[Linus Lüssing]

Hallo Jörg,

bzgl. Vereine gibt es bei Freifunk durchaus unterschiedliche
Ansätze. Grundsätzlich hast du aber recht, dass es Vorteile gibt,
einen eingetragenen, gemeinnützigen Verein zur Hand zu haben:

Städte/Immobilienbesitzer wollen für Verträge i.d.R. eine
etablierte Institution haben, bei der es unwahrscheinlich ist, das
diese von heute auf morgen verschwinden kann, jepp.

Für Spenden ist ein gemeinnütziger Verein praktisch, genau.

WLAN-Router-Verkauf ist glaube ich über einen gemeinnützigen
Verein aber eher schwierig (würden mich aber auch Ansätze und
Erfahrungen anderer Communities diesbezüglich interessieren).


Gateways kann aber eigentlich auch ganz gut ohne Verein handhaben.
Wenn man z.B. drei Gateways hat, die jeweils über eine andere,
private Person angemeldet sind, ist das ganze sogar relativ
ausfallsicher. Evtl. für ein eigenes AS (und damit eigenen
IP-Adressbereich) wäre ein $Ding noch praktisch.


In Lübeck versuchen wir den bürokratischen Vereins-Teil strikt vom
Entscheidungsteil der Freifunk Community zu trennen und den
Vereinsteil damit auch minimal zu halten: Es gibt die lose
"Freifunk Lübeck" Initiative und zum anderen den "Chaotikum e.V."

Die Initiative trifft die Entscheidungen, der lokale, Chaos-Computer-Club
nahe Verein stellt sich auf Anfrage als juristische Person bereit,
hat aber keine Entscheidungsgewalt. So ist der Chaotikum e.V. bei
uns konkret Inhaber eines AS+IP-Bereichs, bietet der Initiative
eine Spendenplatform und ist Kooperationspartner für die Stadt für
Dachinstallationen. Ach ja, und bietet für Freifunk Lübeck (wie
auch anderen Projekten) Räumlichkeiten für regelmäßige Treffen und
spontane Bastelaktionen.


Ich glaube, in Berlin ist das ähnlich, dort wird das meines
Wissens nach auch in die lose "Freifunk Berlin" Initiative und den
"Förderverein Freie Netzwerke e.V." getrennt. Und Räumlichkeiten
nochmal anders über den c-base e.V. (und andere?).


Einigen Initiativen ist auch so eine Namenstrennung wichtig. Damit
nach Außen nicht der Eindruck entsteht, dass ein "Freifunk
[Stadt]/[Region] e.V." die Entscheidungsgewalt und Außenvertretung
inne habe. Denn bei Dezenträlität müsste jeder einzelne Knoten-Betreiber,
der auch kein Mitglied ist, genauso berechtigt sein wie jeder
andere.

Andere Initiativen sehen das pragmatischer und nennen ihren Verein
nach der Stadt oder Region um die Kommunikation nach außen zu
vereinfachen.

Gruß, Linus


PS: Bzgl. WLAN-Router-Verkauf empfehlen wir den Leuten i.d.R.,
selber ein entsprechendes Gerät im Internet zu kaufen und das
dann gemeinsam mit uns bei einem der regelmäßigen Treffen
einzurichten. Für Interessenten, für die das keine Option ist,
haben wir aber notfalls auch einen lokalen Händler zur Hand.


On Sun, Sep 13, 2015 at 11:10:02PM +0200, Jörg Kastning wrote:
> Guten Abend Freifunker,
> 
> ist unter euch jemand, der mir erklären kann, welche Vorteile die
> Gründung eines Vereins für eine Freifunk Community haben kann?
> 
> Ich stelle mir vor, dass im Rahmen der Community-Aktivitäten viele Dinge
> anfallen, die mit Finanz- und Haftungsfragen zu tun haben. Zum Beispiel
> wenn Server für Gateways angemietet und betrieben werden. WLAN-Router
> eingekauft und zum Selbstkostenpreis weiter veräußert werden. Oder man
> Nutzungsverträge mit Kirchengemeinden und Kommunen abschließen möchte,
> um Installationen in deren Gebäuden durchführen zu dürfen.
> 
> Bringt es in diesen Fällen etwas, wenn man einen Verein gründet und
> dessen Gemeinnützigkeit beim Finanzamt prüfen lässt? Hat dies Vorteile?
> Wie handhabt ihr das?
> 
> Darf man als gemeinnütziger Verein Spendenquittungen ausstellen? Ich
> denke, dass es sich förderlich auf die Spendenbereitschaft auswirkt,
> wenn man Spendenquittungen ausstellen darf. So können die Spender ihre
> Spende von der Steuer absetzen.
> 
> Dies sind wie gesagt meine naiven Vorstellungen. Ich freue mich über
> einen regen Austausch zu dem Thema hier auf der Liste.
> 
> Viele Grüße
> 
> Jörg Kastning
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