[WLANnews] Anonymität

Frank Rühlemann ruehlema at informatik.uni-luebeck.de
Sa Jan 5 23:47:19 CET 2013


Hi,

ich will das mal weniger auf Revolutionen beziehen.
Die andere Antwort fand ich etwas am Thema vorbei.

Am 05.01.2013 20:41, schrieb Jürgen:
> Hallo alle,
>
> ich möchte einfach mal dieses Thema mit euch diskutieren.
> Mir kam der Gedanke unlängst, das Anonymität etwas Gutes sei.
> Doch mir kommen laufend irgendwelche Gedanken. Ich finde es ist da
> vielleicht gar nicht so schlecht, mal die breite Masse nach ihrer
> Meinung zu fragen.
>
> Hier die Fragen:
>
> Eine CPU hat eine ID.
> Wozu? (Software-Lizenzen jetzt mal außer acht lassen)?
Aus Gründen. Sorry, aber warum hat ein Motor im Auto eine Seriennummer?
Man könnte die auch dafür nutzen, dass das System beim Booten erkennen
kann, ob es auf der "richtigen" Hardware läuft und sonst
Notfallmaßnahmen einleitet. (^_~)

Aber im Moment wird es wohl in erster Linie für Software-Lizenzen
genutzt. Wobei ich eh lieber OpenSource-Software einsetze, die das nicht
stört. (^_^)

> Eine Netzwerkkarte hat eine ID. Wozu?
> Ich vermute, dass es auch ohne dieser Nummer gehen würde.
> Zur Sicherung lokaler Netze ist eine MAC-Adressen-Sicherung
> bestimmt gleich sicher wie eine Softwarelösung.
> Ich meine jeder weiß inzwischen, daß man MAC-Adressen faken kann.
> Und noch schlimmer, ich muß dazu nur bei meinem Kollegen unter den
> Laptop schauen. (: Pst.
Eine MAC-Adresse unterscheidet sich von einer Hersteller-ID. Sie ist im
direkten Netzwerk entscheidend, damit man auf Layer2 im
OSI-Schichtenmodell
(https://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell#Schicht_2_.E2.80.93_Sicherungsschicht)
sinnvoll agieren kann.

Hinweis: Wir befinden uns _unter_ TCP/IP!

Die MAC-Adresse muss auch in großen Netzwerken eindeutig sein. In Netzen
mit B.A.T.M.A.N.-adv, wie dem Lübecker Freifunknetz, haben wir ~300
Geräte, die alle eindeutig auf Layer2 angesprochen werden müssen. Dabei
braucht jedes Interface (auch virtuelle) eine eindeutige Adresse im
Netz. Bei virtuellen wird dabei aus einem speziellen Bereich eine generiert.
Daher haben alle Hersteller von Netzwerkgeräten bestimmte Bereiche, aus
denen sie Adresse in die Geräte geben.

> Welchen Vorteil bietet eine feste IP-Adresse, gegenüber
> einer Zufallszahl?
> Es ist, so glaube ich, möglich, an Hand der IP-Adresse auf dessen
> Standort zu schließen.
Feste IP-Adressen sind wichtig, damit man den Rechner zuverlässig
erreichen kann.
Das macht nicht bei allen Sinn, aber dafür gibt's ja dann DHCP usw.
Auf einen Standort kannst du nicht direkt schließen. Man kann das Netz
erkennen, wo er hängt.
Aber bei mehr kann man von außen nicht sehen.
> Wie schädlich kann sich im schlechtesten Fall Anonymität
> auswirken, dass man es tatsächlich verhindern müsste?
> Stichwort Kriminalität.
Alles hat seine Vor- und Nachteile. Auch Anonymität ist nicht perfekt,
da es vielleicht den einen oder anderen zu "unerwünschten" Taten
verleitet. (Auf genaue Taten gehe ich hier bewusst nicht ein!)
Aber auf der anderen Seite kann dieser dann auch nicht diskriminiert werden.

Beobachte mal Personen, die nicht gefilmt werden und solche, die sich
bewusst sind, dass sie gerade überwacht werden. Das sind gigantische
Unterschiede im Verhalten.
Wir müssen uns also fragen, ob es die Freiheit wert ist, dass wir dann
in Kauf nehmen, dass nicht jede "böse" Tat verfolgt und bestraft werden
kann.

> Gibt es nicht schon irgendwie echte Anonymität, 
> so dass die Frage nach Anonymität eigentlich abgeschwächt werden kann?
> Stichwort Briefe.
Briefe sind nicht anonym. Sie haben in der Regel einen Absender und
einen Adressaten. Auch der Inhalt ist in den wenigsten Fällen verschlüsselt.
Komplette Anonymität wird man nicht erreichen, aber ausreichend starke
erreicht man schon mit dem Tor-Netzwerk.

> Wie hoch schätzt Ihr die Gefahr ein, dass 
> ein anonymes Netz mit allen erdenklichen Mitteln zu Fall gebracht wird,
> oder wie lange wird solch ein Netz bestand haben?
Das Tor-Netzwerk hält sich schon eine ganze Weile.

Mir ist bewusst, dass es im Tor-Netzwerk (oder auch anderen offenen
Netzen) auch eine ganze Menge Schmutz gibt. Das ist aber nicht die
Schuld des jeweiligen Netzwerkes, da es nur eine Übertragungsplattform
bietet.
Bestimmte Menschen werden immer böse Dinge tun. Früher haben sie sich
Dinge per Post oder persönlich gegeben und notfalls tun sie's per VPN.
Damit muss man einfach leben.

Ein gewisser Grad an Anonymität ist aber wichtig, damit man sich als
Mensch gut entfalten kann.

Gruß
    Frank

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