[WLANnews] Freifunk wiederbeleben (update oder zweiter Versuch)

willi übelherr wube at gmx.net
Mi Jan 2 01:32:12 CET 2013


lieber freunde,

diese diskussion kann spannend werden, wenn sie genutzt wird, ueber die 
heutigen begrenzungen hinaus zu gehen. aber sie kann auch laehmend werden, 
wenn hinten herum wieder kontrollstrukturen eingefuehrt werden.

zur transparenz. ich erwarte schon von jedem autor, dass sie offen als 
person auftritt und ihren text mit ihrem namen zeichnet. tut sie dies nicht, 
dann bin ich sofort skeptisch. und sie sollte auch deutlich machen, aus 
welchem geografischen raum sie schreibt.

zunaechst. netzwerke sind tranporteinrichtungen fuer datenpakete. jedes 
paket hat eine senderadresse und empfaengeradresse. mehr interessiert uns 
eigentlich nicht. das routing ist die einzige aufgabe, die das netz zu 
organisieren hat. also die pakete moeglichst direkt und schnell vom sender 
zum empfaenger zu leiten.

wie sich nun der zugriff auf datenkonzentrationen gestaltet ist nicht sache 
des netzwerks, sondern sache der nutzer des netzwerks.

fuer freifunk ist die einzige aufgabe, den freien zugang zum netz, also zum 
transportmedium, zu organisieren. sie tun es immer als lokale akteure im 
lokalen raum. praktisch. theoretisch selbstverstaendlich global, indem sie 
gemeinsam die theoretischen fragen der praktizierung loesen. eingebunden in 
das globale netzwerk der open source gemeinde.

unter diesen praemissen sind die vorschlaege der person "smilebef" eher 
orientierungslos, weil sie lokale selbstaendigkeit und autonomie mit 
zentralistischen und zentralisierenden strukturen vermischt. dies tut sie, 
weil sie den grundgedanken des "INTERconnection of local NETworks", also 
INTER-NET, noch nicht oder nicht mehr versteht oder aus den augen verloren 
hat und sich hilflos den bestrebungen einer kommerziellen dominanz des 
internet hingibt.

immanent dem konzept INTER-NET ist die peer-to-peer konstruktion, also 
punkt-zu-punkt verbindung. das netz selbst ist nur noch mittel, dies ueber 
geografische und zeitliche distanzen zu realisieren. es bleibt also immer 
mittel des transports. nie eine eigene, sich selbst wichtige instanz.

dass wir heute ein derartiges routing-problem haben, hat mit der definition 
der IP-adressen zu tun. dass wir so viele sich gegenseitig ausschliesende 
formen der dateninterpretation fuer gleiches, also digital vorliegende 
information, haben, hat mit der kommerzialisierung zu tun. beides hat nichts 
mit den technischen notwendigkeiten zu tun. sie sind immer aufgesetzte 
mechanismen, um den freien austausch bei moeglichst niedrigem aufwand zu 
behindern, was allerdings unser ziel sein sollte.

freifunk wird heute mehr und mehr in den prozess der kapitalisierung von 
kommunikation eingebunden, weil es auch die konzepte der externen kraefte 
unterstuetzen kann. an der tatsache, dass auch in freifunk-gruppen die 
behinderung und blockierung von filesharing system unterstuetzt wird, um in 
den genuss einiger geringen vorteile zu kommen, zeigt den mangel an 
grundverstaendnis in diesen gruppen.

dass in den freifunk-gruppen die gedanken an andere routing-prinzipien auf 
der grundlage einer anderen IP-adress-definition ausgeblendet werden, weil 
sie nicht im oeffentlichen raum diskutiert werden, zeigt die 
selbstbeschraenkung so mancher freifunk-gruppen und ihrer akteure.

auch in der frage der anknuepfung an das internet wird dies deutlich, weil 
eben nicht die grundfrage der vereinfachung aufgeworfen wird. auch wenn wir 
heute noch nicht die moeglichkeiten haben, dies anders zu gestalten, dann 
sollten wir wenigstens dies als unsere ziele im kopf behalten und versuchen, 
sie auch auszuformulieren. dann faellt es uns leichter, die uebergangsformen 
auf der grundlage bestehender algorithmen, und mehr ist es nicht, zu entwickeln.

so reduzieren sich erstmal die aufgaben auf routing und anbindung an das 
internet. das routing ist eine globale frage, die anbindung lokal.

zusammenfassend:
freifunk-net als ein netzwerk lokaler gruppen, die die ziele einer globalen 
oeffnung des internet fuer freien und kostenlosen transport mit minimalem 
aufwand vefolgen und dies praktisch organisieren.

mit lieben gruessen, willi
mérida/venezuela


Am 31/12/2012 12:52, schrieb smilebef at gmail.com:
> Hallo Freunde des freien Funkes,
>
> Achtung ich bin kein Freifunk-Experte und schreibe hier ohne
> das vorhandene System zu kennen.
> Also ich würde gerne die Freifunk-Idee noch einmal zur
> Diskusion stellen und vielleicht einfach nur anregend wirken.
> Ich habe lang nichts von Freifunk gehört und vermute, jetzt wo alle
> einen Internetanschluss haben findet der Freifunk keine weitere
> Verbreitung. Ich finde die aber sehr schade, weil ich mir einbilde,
> daß Freifunk ein gigantisches Potential in sich trägt,
> welches wir hier noch nicht im Ansatz überblicken können.
> Ich finde Freifunk könnte gerade lokale Netze realisieren
> und interessante Dienste anbieten. (:
>
> Das Potential was mir vorschwebt bedarf allerdings eines sehr
> leistungsfähigen und vor allem eines sehr gut durchdachten
> Protokolls und Routings. Jeder Server/Knoten soll einige grundlegende
> Funktionalitäten bereitstellen.
> Ich möchte hier mal ein paar Fähigkeiten umreißen, welche Freifunk
> können müsste, um mehr Beachtung zu finden, und um euch eine Idee zu
> vermitteln was mir in etwa vorschwebt. Über die Umsetzung habe ich mir
> noch nicht ausreichend Gedanken gemacht, aber deswegen frage ich ja
> auch in diese Runde.
>
> Was ist also der Grund meiner Mail?
> Ich wünsche mir etwas, was Freifunk leisten soll.
> Ich habe das mal in ein paar Stichpunkten zusammengefasst und versucht
> zu erklären.
>
>
> 1.  Freifunk soll aus vielen unabhängigen Knotenpunkten (Servern)
>      bestehen.
> 2.  Freifunk soll auch ohne Zugang zum Internet ein funktionierendes
>      Netz bilden.
> 3.  Freifunk soll also Lokale Netze in Ballungszentren ermöglichen.
> 4.  Freifunk soll auch diese Lokalen Netze mit einander verbinden
>      können.
> 5.  Freifunk soll Schnittstellen zum Internet haben, welche aber
>      nicht Hauptanliegen sein soll, sondern lediglich
>      Neben/Abfallprodukt. Die volle Leistung soll Freifunk also im
>      eigenen Netz entfalten.
> 6.  Freifunk soll Ballungszentren verbinden, indem international
>      gewidmete Server in lokalen Netzen gespiegelt werden.
> 7.  Freifunk soll also in lokalen Netzen besonders schnell sein, und bei
>      überregionalen Anfragen etwas langsamer sein dürfen. (Einfach weil
>      die Anfragen seltener sind). Vielleicht sollte es auch eine
>      örtliche Begrenzung für Suchanfragen geben.
> 8.  Diese Serverhardware soll beim Einstecken eines Speichersticks,
>      diesen Komplett und ohne zusätzlicher Konfiguration und ohne
>      versteckter Dateien als Webspace veröffentlichen. (also alle
>      Dateien werden suchbar und können herunterheladen werden,
>      vielleicht genau wie ein webserver, init.htlm ist die Webseite des
>      Knotens???)
> 9.  Auf dem Server könnte zum Beispiel Python laufen,
>      selbst die Serverseitigen Skripte sollen ohne Einschränkung
>      downloadbar und lesbar sein!!!. (Wichtig, ich will Transparenz!)
>      Ich möchte das es möglich ist, die Verwendung und Speicherung von
>      Daten zu überprüfen, von Jedermann!
> 10. Es soll von jedem nachvollzogen werden können, ob die Software
>      auf einem Knoten noch die Originale ist. Also wie könnte man so
>      etwas bewerkstelligen? Mit einem in Python geschriebenem md5sum
>      vielleicht? Dieser Punkt ist meines Erachtens extrem wichtig, um
>      Manipulationen erkennen zu können und die Freiheit zu garantieren
>      welche mir vorschwebt. Ich meine wir sprechen, von in Bäumen
>      hängenden Computern, oder?
>      Möglicherweise muss der Inhalt eines Knotenservers geschützt
>      werden, indem es einen Knotenrechner und einen dazugehörigen
>      räumlich geschützten Spiegelserver gibt.
> 11. Es soll eine Suchfunktion existieren, basierend auf dem Protokoll
>      und der Knotensoftware.
>      Bei einem Senden von <Suche:"etwas";GMT:22.43.34;RID:8321784;>
>      reagieren alle Knoten gleich.
>      Jeder Knoten sucht im eigenem Speicher nach dem Suchbegriff.
>      Jeder Knoten sendet den Suchbefehl nur ein einziges mal weiter an
>      umliegende Knoten. Dadurch sollte eigentlich ein Broadcast
>      realisiert sein. Alle Server suchen nun im
>      eigenen Webspace nach Dateien, welche das Stichwort enthalten
>      und senden bei Treffern eine Antwort (das Abstracts vom PDF oder
>      den Auschnitt der den Treffer enthält.
>      Dieses Mal lautet die Nachricht aber zum Beispiel so:
>      <Suchantwort:"etwas";RID:8321784;GMT:22.43.54;RueckPfad:ID:2345,2345,2345,2345,3245....;Dateiname:"/home/sch/hallo.pdf";
>      Abstract:"Das tapfere Schneiderlein will sich etwas aufs Brot
>      schmieren">
>      Die Antwort wird also nicht direkt zum Suchenden adressiert,
>      sondern nur bis zu letzten Knoten, welcher dann die Nachricht
>      einfach einmal aussendet und der Suchende empfängt die Antwort oder
>      auch nicht. Jetzt muß der Suchende Computer die empanfenen
>      Antworten sammeln und in eine html Datei umleiten.
>      Hier könnte die Ergebniss-Datei sogar vom suchenden Computer
>      gestaltet werden. Der Nutzer sucht dann lokal nach geeigneten
>      Treffern. (Wer sich mit Amateurfunk auskennt wird vielleicht eine
>      Ähnlichkeit erkennen - APRS oder Paketradio?)
> 12. Es soll eine Dateianforderung existieren.
>      <Dateianforderung:"/home/sch/hallo.pdf";GMT:22.43.34;RID:8321784;HinPfad:ID:2345,2345,2345,2345,3245....;>
> 13. Eine Art ssh wäre nicht schlecht.
>      <Befehl:"ls-A";GMT:22.43.34;RID:8321784;HinPfad:ID:2345,2345,2345,2345,3245....;>
>      <stdout:".,..,hallo.pdf";GMT:22.43.34;RID:8321784;RueckPfad:ID:2345,2345,2345,2345,3245....;>
> 14. Eine Mail wird automatisch mittels public und private key
>      verschlüsselt. Es gibt verschiedene Postfachserver. Mails werden
>      dort maximal ein Jahr gespeichert.
> 15. Es soll Newtickerserver geben. Jeder darf dort News schreiben.
>      (ca.3000 Tote bei Flugzeugabsturz (: , Quelle: Name Anschrift.)
>      Die News sollten nach Themen geordnet sein. Die News sollten durch
>      so etwas wie Aufrufe in der Prioritätenliste steigen.
> 16. Ein einheitlicher WYSIWYG Browser (Opensource) soll alle
>      Funktionalitäten vereinfachen.
> 17. Es wäre sehr wünschenswert, wenn meine Großmutter in Wittstock
>      selbstständig ohne fremder Anleitung und ohne Konfiguration solch
>      einen Knoten mit einer Webseite und einem Newsticker und einem
>      Mailserver aufstellen könnte. Dieser Knoten sollte wie ein
>      Hotspot arbeiten aber gerne einen extra Browser bedürfen.
> 18. Eine andere wichtige Sache ist ein Statistikserver. Ich weiss
>      gar nicht ob es so etwas schon gibt, ich glaube aber nicht.
>      Solch ein Server soll Statistiken erheben können.
>      Die Statistik soll letztlich als Download einer csv-Datei zur
>      Verfügung stehen. Damit man verschiedene Vergleiche anstellen kann.
>      Ich stelle das so vor:
>      Jemand erstellt eine neue Statistik, dazu erstellt er einen
>      Account(Username, Passwort, Pfad). Die Statistik könnte heißen
>      "Durchschnittliche Erträge der Bauern pro Jahr und pro Produkt".
>      Diese Statistik kann jetzt nicht mehr gelöscht werden. Der
>      Ersteller darf höchstens noch den Titel mit einem weiteren Titel
>      ergänzen und einen Kommentar dazu schreiben.
>      Jetzt könnte jeder Bauer dieser Welt, sich einen Account erstellen
>      Account(Username, Passwort, Pfad). Der Pfad/also Erstellungsort
>      wird für die Validierung der Statistik benötigt. Damit Betrug
>      erkannt werden kann. Somit kann eine Karte mit Einwohnerzahlen und
>      den Einträgen aus der Statistik verglichen werden.
>      Dann könnte beispielsweise eine weitere Statistik erhoben werden.
>      Diese heißt dann vielleicht "Bedarf der Menschen pro Jahr an
>      Kartoffeln". Hier sollten dann Einwohner dieser Erde die
>      Möglichkeit für einen Eintrag haben. (Nur mal um die Anzahl der
>      Einträge abschätzen zu können.
>      Eine weitere Statistik könnte folgendermaßen lauten:
>      "Jeder Mensch innerhalb dieses beschränkten Gebietes einigt sich im
>      friedlichen Einvernehmen und auf Androhung einer Strafe verbindlich
>      den grundlegenden Gesetzen zu entsprechen." (Dies war einer der
>      ursprünglichen Gedanken für einen freien Freifunk, das gebe ich
>      offen zu, ich glaube dafür muss ich mich nicht schämen.)
> 19. Der vorangehende Punkt bedarf eines Diskusionsservers.
>      Der Diskusionsserver sollte zielorientiert die Entwicklung eines
>      Konsens ermöglichen. Dieser Server sollte
>      eine Verbindung mit einem Statistikserver ermöglichen. Damit
>      geprüft werden kann wie sich allgemeine Meinungen, zu einer
>      Diskussion sich entwickelt.
>
>
> Ich wünsche mir ein Netzwerk, welches ohne DNS und Google
> das von den Majas prophezeite neue Zeitalter in die richtige
> Richtung schiebt. (:
>
> Wie kann ich ein Netz realisieren, welches maximale Transparent eines
> jeden Servers bietet und mit maximaler Anonymität den Nutzer schützt?
> Haltet Ihr das überhaupt für sinnvoll?
>
> Wie gesagt, ich wollte das Thema gerne mit euch diskutieren.
> Was denkt Ihr?
>
> Liebe Grüße
> smilebef
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