[WLANnews] Erinnerung an Unterschied zwischen Kritik, Beleidigung und Mobbing

Allan Wegan allanwegan at allanwegan.de
Sa Aug 3 23:11:30 CEST 2013


> Kritik:
> Kurzer nicht wertender Hinweis auf eine Unzulänglichkeit.

Wichtig hierbei ist, dass des einen Bug des anderen Feature sein kann.
Da Menschen an sich subjektive Wesen sind, ist Kritik meist auch subjektiv.

> Beleidigung:
> Sobald eine Person zum Beispiel mit einem Troll verglichen wird.

Nur wenn man wirklich ein ganz dünnes Fell hat. Richtige (tm)
Beleidigungen sind normalerweise deutlich schärfer gewürzt, wobei
tatsächlich nicht blos plumpe Schimpfworte Beleidigungen sein können.
Das mit dem Fell steht übrigends auch in
<https://de.wikipedia.org/wiki/Beleidigung_(Psychologie)>.
Wobei ich glaube, dass du tatsächlich eher das in
<https://de.wikipedia.org/wiki/Beleidigung_(Deutschland)> beschriebene
meinst - doch das kommentier ich weiter unten...

Ein bloses "Du bist ein Troll" empfinde ich in einer Mailingliste im
Internet als normalen Umgangston. Aber natürlich ist das Empfinden einer
Beleidigung (auch laut des ersten gelinkten Wikipedia-Artikels) subjektiv...

> Mobbing:
> Sobald eine weitere Person eine Beleidigung bestätigt, bekräftigt oder
> erneuert.

<https://de.wikipedia.org/wiki/Mobbing> beschreibt etwas, was ich hier
noch nicht gesehen habe. Aber ich habe das Gefühl, dass sich das in
Kürze ändern könnte...

> Meiner Meinung nach haben Beleidigung sowie Mobbing
> strafrechtliche Relevanz und sind auch aus ethischen und moralischen
> Gesichtspunkten nicht anzuwenden!

Und hier kommen alle Dreifachpunkte zusammen. Ich lese hier im Kontext
eine Drohung mit juristischen Angriffen gegen Listenteilnehmer heraus,
von denen du dich beleidigt oder gar gemobbt fühlst.
Dazu kann ich dir ganz klar sagen: Schon die blose (mehr oder weniger
unterschwellige) Drohung dürfte die Anzahl der Kontaktwilligen
reduzieren. Aber sobald du tatsächlich diese Drohung gegen irgendwen
hier verwirklichst und das bekannt wird, werden dich, mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit, fast alle Leute auf allen Freifunklisten
(und vermutlich auch in diversen anderen Listen) meiden. Sie werden dich
nicht nur nicht als Troll bezeichnen, sondern gar nicht mit dir
Kommunizieren.

Und dafür gäbe es zwei wirklich gut nachvollziehbare Gründe:
Rational wäre es bewiesenermaßen gefährlich, mit dir zu kommunizieren
wobei diese Gefahr auch nicht von einer fremden Instanz, sondern von dir
direkt ausgehen würde (du wärst also nicht Opfer, sondern Täter).
Emotional wärst du für viele jemand, der wegen Nichtigkeiten mit der
Justizkeule kommt, was einen gerade in Freifunkkreisen zu einer Person
macht, mit man einfach nicht kommunizieren will.
Denk ebenfalls daran, dass sich Gruppen gegen gemeinsame Feinede auch
durch Informationsweiterleitung schützen. Wer wegen, allgemein als
solche empfundenen, Nichtigkeiten juristisch vorgeht, spricht sich im
Internet schnell rum.

Ich laber das übrigends nicht blos so daher, sondern schreibe aus Erfahrung:
In einem großen Liverollenspielforum in dem ich auch bekannter
Vielschreiber bin, ergab es sich vor Jahren, dass ein dort allgemein als
Troll bekannter (aber durchaus weiter gedulteter und tatsächlich auch
noch nicht sozial ausgegrenzter - man unterhielt sich dort auch mit
Trollen) Vielschreiber in eine hitzige Diskussion verwickelte, in der es
zum Austausch recht allgemeiner Beleidigungen kam. In Folge kam es zu
einer "Drohung mit dem Anwalt" und/oder zu einer Anzeige (es ist schon
lange her). Das Ende vom Lied war, dass der, der den Frieden der
Gemeinschaft der Liverollenspieler juristisch angriff, nicht blos in dem
einen Forum gesperrt wurde, sondern nach und nach auch in allen anderen
großen Foren den Zugang verlor. Wo auch immer er sich unter Pseudonym
einschlich, folgten ihm die Germanisten und identifizierten ihn an
seinem persönlichen Diskussionsstil. Nach nahezu jedem dieser
Fremdoutings wurde er auch unter Pseudonym entweder gebannt oder gemieden.
Er wurde zu einer wahren Persona Non Grata durch eigenes Verschulden und
ist dies in vielen Kreisen auch heute noch, obwohl er sich in den Jahren
definitiv gebessert hat (so weit gar, dass auch ich wieder mit ihm
spreche, obwohl das damals mein Lieblingsforum war und ich da eigendlich
durchaus nachtragend bin).

Überleg dir also wirklich gut, ob du das Jura-Fass wegen harmloser
geschriebener Worte aufmachen willst. Das endet im Internet
normalerweise damit, dass der Angreifer wirklich gemobbt wird - wie ich
finde: zu Recht!

> Ich bin mir nicht sicher, ob eine Beleidigung einer ganzen Gruppe auch
> als solche gewertet werden kann.

Es gibt da den bekannten "Soldaten sind Mörder"-Fall:
<http://de.wikipedia.org/wiki/Soldaten_sind_Mörder#Entscheidungen_des_Bundesverfassungsgerichts_1994_und_1995>
(der Absatz "Auseinandersetzungen 2010" ist ebenfalls interessant). Ich
glaube, dass es möglich ist, eine Beleidigung gegen eine Gruppe zu
konstruieren, die vor Gericht auch als solche geahndet würde. Aber
vermutlich ist es schwer, dies versehentlich zu tun.



-- 
Allan Wegan
Jabber: allanwegan at erdor.de
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