Ausschluss oder Abgrenzung von Parteien

Tobias Klaus tk at meskal.net
Do Jun 20 23:19:11 CEST 2019


Hallo,

vorneweg muss ich mal kurz nochmal den Kontext herstellen, der in der 
initialen Mail eventuell untergegangen ist, da es hier immer mal wieder zu 
Aussagen kommt, die meines Erachtens iwie nicht zusammenpassen. Es geht im 
Kern darum, dass es (wohl viele?) Freifunk-Gemeinschaften gibt, die 
beschlossen haben, dass die Unvereinbarkeitserklärung des CCCs auch für ihre 
Gemeinschaft gilt.
Dazu gehört z.B. München:
https://ffmuc.net/freifunkmuc/2015/10/29/unvereinbarkeitserklaerung/

Der Vollständigkeit halber also nochmal der Link zum Original:
https://www.ccc.de/de/updates/2005/unvereinbarkeitserklaerung

Ich zitiere mal die Quintessenz dieser Erklärung, der ich im übrigen voll 
zustimmen kann:
"Wir sind eine galaktische Gemeinschaft von Lebewesen, unabhängig von Alter, 
Geschlecht und Abstammung sowie gesellschaftlicher Stellung, offen für alle 
mit neuen Ideen. Wer jedoch mit Ideen von Rassismus, Ausgrenzung und damit 
verbundener struktureller und körperlicher Gewalt auf uns zukommt, hat sich 
vom Dialog verabschiedet und ist jenseits der Akzeptanzgrenze. Wer es darauf 
anlegt, das Zusammenleben in dieser Gesellschaft zu zerstören und auf eine 
alternative Gesellschaft hinarbeitet, deren Grundsätze auf Chauvinismus und 
Nationalismus beruht, arbeitet gegen die moralischen Grundsätze, die uns als 
Club verbinden.

Der CCC erklärt das Vertreten von Rassismus und von der Verharmlosung der 
historischen und aktuellen faschistischen Gewalt für unvereinbar mit einer 
Mitgliedschaft."

Die Frage die McUles also schlussendlich aufgeworfen hat ist also, ob 
Rassismus und Nationalismus Platz in unserer Gemeinschaft haben oder nicht. 
Das hat eigentlich nichts mit "Parteipolitik" zu tun, wie das scheinbar einige 
falsch verstanden haben. Welche Parteien der CCC(damals) dazu gezählt hat 
steht übrigens im Link. ;-)

Dass ich Rassismus und Nationalismus für unvereinbar mit den Werten, die ich 
mit Freifunk verbinde, halte habe ich ja schon in einer anderen Mail 
ausgeführt und wollte ich bloß nochmal so als Prämisse erwähnen.

Am Mittwoch, 19. Juni 2019, 10:02:40 CEST schrieb Tobias Leupold:
> > Wir müssen uns nirgends positionieren
Naja, McUles wollte sich unbedingt positionieren und damit steht die Frage 
halt nunmal im Raum. Und vielleicht ist das ja eine gute Gelegenheit, dass 
sich jeder Mal seine Gedanken macht. Zumal es meines Wissens ja auch keinerlei 
Organ gibt, das eine wie auch immer geartete Erklärung beschließen könnte.

> > Wenn eine Mensch in/mit einer Partei/Glaubensrichtung/Lebenseinstellung
> > einfach so einen Router mit unserer FW flasht können wir eh nicht all zu
> > viel dagegen machen.
Darum ging es meines Wissens ja auch nicht, bzw hab ich sowas nicht gelesen. 
Alle die für sich eine Unvereinbarkeit festgestellt haben, haben eigentlich 
mehr oder minder konkret gemacht, welche Grenze sie persönlich ziehen.

> > Kurz und knapp.
> > 
> > Weiter machen wie bisher, für mich ist das Thema abgeschlossen.
> 
> Zum Glück durfte ich sowas jetzt endlich lesen! Ich hab mir bei den letzten
> Mails wirklich gedacht "was geht denn hier ab?!"
> 
> Ich meine, seit wann verfolgen wir parteipolitische Ziele? Ich dachte immer,
> wir wollen ein freies Netz bauen. Weil wenn hier gefordert wird, die
> Zusammenarbeit mit diversen Parteien zu verweigern, und/oder sich von ihnen
> zu distanzieren, dann muss ich mich schon ernsthaft fragen, wie diese
> "Nicht- Zusammenarbeit" denn aussehen soll. Wird dann beim Anmelden ein
> Online-Check durchgeführt, ob der Nutzer eine AfD-Mitgliedschaft hat, und
> dann kann er sich nicht anmelden oder was?! Der nächste Schritt wäre dann
> das Filtern von Inhalten, die nicht nicht "Freifunk-Ideologie" entsprechen,
> so dass wir Nutzer mit dem "falschen Bewusstsein" ausschließen können.
Hmmm, also irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir an unterschiedlichen 
Diskussionen teilgenommen haben. Wie oben schon erwähnt haben die einzelnen 
Wortmeldungen sich z.B. nie als Nutzer(du meinst Leute die einfach über einen 
Freifunkknoten surfen, oder?). Woher du die übrigen Überspitzungen her hast, 
weiß ich nicht.


> Ich persönlich finde aber, dass das ein ganz heißes Eisen ist. Wir sollten
> meiner unmaßgeblichen Meinung nach wirklich darauf Acht geben, dass dieses
> Projekt hier nicht den Anstrich eines linksautonomen Haufens bekommt. Weil
> sonst verweigern demnächst nämlich nicht wir die Zusammenarbeit mit Leuten,
> die einigen hier nicht passen, sondern beispielsweise Kommunen die
> Zusammenarbeit mit uns.
Auch hier scheinen wir irgendwie ein unterschiedliches Verständnis von 
linksautonom zu haben. Im Gegensatz zu dir bin ich ja kein Mitglied eines 
solchen Haufens(CCC ;-) ) und kann das vielleicht nicht wirklich beurteilen. 
Allerdings habe ich von außen jetzt nicht das Gefühl, dass dem CCC diese 
Positionierung in den letzten 14(!) Jahren stark geschadet hat. Auch habe ich 
bei dem Wort linksautonom noch nie an den CCC gedacht.


> Und nein, ich bin weder Mitglied der Linkspartei, noch der AfD (Gott
> bewahre! Dafür bin ich Mitglied im CCC :-P). Aber -- auch, wenn das hier
> für manche sicher nur schwer vorstellbar ist -- es soll auch Leute mit
> einer
> konservativen Einstellung geben, die sich beispielsweise für freie Netze
> engagieren wollen. Und es soll auch CSU-Leute oder -Unterstützer geben, die
> keine blinden Parteisoldaten sind, sondern schlicht die Netzpolitik nicht
> als alleiniges Kernthema politischer Arbeit sehen.
Der einzige Beitrag den ich bisher in Richtung Unionsparteien gelesen habe 
ging auch mit diesen einigermaßen differenziert um. Ich denke mal dahinter 
steckt auch genau diese Erkenntnis. Falls ich da jetzt was ÜBERlesen habe 
freue ich mich über Korrektur

> Deswegen spricht mir das hier wirklich aus der Seele:
> > Wir müssen uns nirgends positionieren, wir machen Freifunk im Sinne des
> > Projekts, keine Parteiarbeit, und gut ist das.
Siehe oben.

Um nicht nicht ne extra Mail aufzumachen gehe ich hier auch noch Mal kurz auf 
Alex Metapher ein:

Am Mittwoch, 19. Juni 2019, 09:08:51 CEST schrieb Alexander Gutzeit:
> Ich breche das jetzt mal auf ne Schafkopfrunde runter.
> Da entscheide ich doch mit wem ich spielen will oder eben nicht.
> Da braucht es keine Instanz drüber die dies für mich entscheidet.
Richtig.

> Wenn einer mit ner komplett anderen Lebenseinstellung zum Freifunk
> Stammtisch kommt, werde ich mich trotzdem mit ihm unterhalten und Ihn
> erstmal wie jeden anderen Menschen behandeln.
> Dann stellt sich im Gespräch schon raus ob wir was miteinander aufbauen
> oder eher nicht.
> Vielleicht kann man diese Person dann sogar mit unserer Mentalität
> mitreißen.
> Kann ja alles passieren.
Klar ist offen auf jeden zuzugehen eine gute Sache und ja vieles kann 
passieren und jeder Rassist den man in der Diskussion von seiner Ideologie 
abbringen kann, macht die Welt etwas besser. Allerdings würde ich die Metapher 
gerne etwas erweitern und vielleicht zuspitzen:
Wie läuft das denn ab, wenn jemand im NPD-Shirt am Tisch sitzt. Wie geht man 
damit um? Wie fühlt man sich dann z.B. wenn man nicht hellhäutig, blond und 
knappe 2m ist, sondern eher ein türkisches Aussehen hat. Oder wenn man nicht 
heterosexuell ist? Will man dann wirklich noch mitspielen und kommt man wieder 
zu dieser Runde? Ich fürchte nicht.

Wie gesagt, da kann sich ja jeder mal seine Gedanken dazu machen.

Viele Grüße
Tobias


-------------- nächster Teil --------------
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