[WLANtalk] Freifunk als Synonym für freie Kommunikation

R. Lohmueller info at familienverwaltung.de
Sa Jul 23 05:58:26 CEST 2016


Hallo zusammen,

ich habe 'mal das subject geändert (weiß jetzt gerade nicht, ob das mit 
dem thread-split so funktioniert, falls nicht, sorry)

Ich möchte Euch eine Geschichte zum Thema "Freier Zugang zu Information 
und Kommunikation" erzählen:

Vor ziemlich genau zehn Jahren bin ich (beruflich) ins Ausland 
umgezogen. Ich war ziemlich aufgeregt, enthusiastisch und positiv mit 
Adrenalin voll.

Die Wohnungssuche war dank der Firma kein Problem, nur der 
Internet-Zugang war eine totale Katastrophe, denn die Nachfrage beim 
Telekommunikationsanbieter ergab:
- ohne Telefonanschluss kein Internet.
- erst wenn der Telefonanschluss vier Wochen besteht, kann ein 
Internetzugang beantragt werden.
- Zugang via Mobilnetz für Ausländer nur via Prepaid solange bis 
Telefonanschluss vorhanden.

Das lief dann so:
- Telefonanschluss beantragt. Das hat sich über sechs Wochen hingezogen 
(weil Ausländer...). In der Zeit nur Prepaid-Mobiltelefon und privates 
Internet (Tel., VoIP) in der Firma ging wegen Firewall und 
Arbeitsvertrag nicht.
- Nachdem der Telefonanschluss stand, konnte ich einen Internetzugang 
beantragen; das zog sich dann nochmal sechs Wochen (aus welchen Gründen 
auch immer...). In dieser Zeit konnte ich wenigstens via Modem ins 
Internet - nicht gerade der Bringer, aber wenigstens etwas; aber: SUPERTEUER
- Nach über drei Monaten hatte ich Internetzugang und summa summarum 
über 1400 EUR Kosten für Mobilfunk und Telefon/Modem.
- Danach lief zum Glück dank VoIP über deutschen Anbieter alles wieder 
ziemlich "geordnet" und finanziell überschaubar ab.

Fazit aus heutiger Sicht:
- es war die ersten Monate ein suuper-teurer "Spass".
- neue Nachbarn sind gegenüber Ausländern, wenn's ums Teilen vom 
Internetzugang geht, total zugeknöpft; speziell wenn diese es technisch 
nicht verstehen und der Telekommunikationsanbieter auch noch sagt "Du 
darfst das nicht und haftest für alles"
- man verliert sehr schnell den Kontakt zu "Freunden" und Familie, wenn 
man eine Auslands(mobil)telefonnummer hat...

- ich wäre suuuper-froh und glücklich gewesen, hätte es damals so etwas 
wie Freifunk gegeben. Ich wollte keine Filme ziehen oder Livestreaming 
der Tagesschau, sondern einfach nur Kontakte pflegen, telefonieren und 
Informationen erhalten.

Ich möchte an dieser Stelle nur noch einmal zum Nachdenken anregen: 
Kommunikation soll frei sein und kein politisch oder pekuniär 
eingeschränktes "Jeder-ist-seines-eigenen-Glückes-Schmied" Privatgut und 
ohne Kommunikation ist man ziemlich allein...

Ich sehe Freifunk in einem sozialen Umfeld und als die Möglichkeit, 
anderen Mitmenschen die Möglichkeit zu geben, nicht allein und 
abgeschnitten zu sein - egal woher man kommt oder sich gerade aufhält.

Kaum jemand wird versuchen, in einem freien WLAN, das maximal 1-2MBit 
hergibt, Filme zu ziehen, aber 80-100Kbit fürs Telefonieren und eMails 
hat wohl jeder übrig...

Ralf Lohmueller




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