[WLANtalk] Störerhaftung: Rechtsgutachten zu innerdeutschem Exit via X e. V.?

Bratstock bratstock at greifswald.freifunk.net
Do Okt 16 00:22:09 CEST 2014


Moin zusammen,

auf der Suche nach einigen Infos bin ich nun auch in dieser Diskussion
gelandet und möchte dazu auch ein paar Gedanken loswerden:

Derzeit ist es ja tatsächlich so, dass ich eigentlich immer meine Daten
irgendwo lassen muss, damit ich überhaupt einen Vertrag abschliessen
kann. Und irgendetwas benötigt i.d.R ja auch der Provider für seine
Abrechnung etc.
Zudem verstehe ich persönlich (bin kein Jurist) die §§ 111 - 113 TKG
auch so, dass jeder Provider verpflichtet ist diese Daten zu erheben,
sofern er denn u.a. IP-Adressen vergibt. Und wenn einem Server eine
statische IP-Adresse zugewiesen wird, ist die Verbindung zwischen
IP-Adresse und Kunde nunmal gegeben.

Anders sieht es aus meiner Sicht aus, wenn es sich um ein "Einwahlnetz"
handelt. Dort werden zwar auch die Kundendaten erhoben, aber durch die
zumeist dynamische Zuteilung von IP-Adressen besteht die Zuordnung der
IP zum Kunden ja nur solange, wie auch die Verbindung aktiv ist. Somit
wäre eine Auskunft an eine "berechtigte Stelle" nur möglich, solange die
Verbindung aktiv ist. Sofern keine Verbindungsdaten gespeichert werden.

Da bei einem (V-)Server sinnvollerweise ja statische IP-Adressen benutzt
werden, ist es für eine Freifunk-Community wohl nicht so ratsam, über
diesen auch den Internet-Access für die Teilnehmer zu terminieren.
Deshalb haben wir in Greifswald eine Mischung aus beiden Varianten
benutzt. Wir haben bei unserem Provider des Vertrauens einen Server
gemietet, der natürlich eine statische IP-Adresse besitzt, damit sich
die einzelnen Nodes auch mit diesem verbinden können.

Nun hat dieser Server aber auch noch ein zweites Netzwerkinterface und
der Provider auch noch ein Zugangsnetz (PPPoE). Also wurde das zweite
Interface mit dem Zugangsnetz verbunden und wählt sich nun dort ein.
Damit hat der Server eine statische IP-Adresse aus dem Servernetz und
eine dynamische IP aus dem Zugangsnetz des Providers. Die Nodes
verbinden sich über die statische Adresse und der Traffic der von den
Nodes kommt, wird über Policy-Based-Routing in das Zugangsnetz geroutet.

Auf diese Weise terminieren wir in DE und können dennoch der
Störerhaftung ein Stück weit aus dem Weg gehen, da keine
Verbindungsdaten gespeichert werden.

Das ist jedoch nur für IPv4 ganz nett, da durch dieses ganze geNATe der
Nutzer nur kurze Ausfälle hinnehmen muss, wenn sich der Server gerade
neu einwählt. Doch wie ist es bei IPv6, wenn dem Server ein dynamisches
Prefix zugewiesen werden würde?

Etwas OT zur Erklärung:
Ein mir bekanntes Unternehmen wurde von dem großen T bequatscht, sodass
diese von ihrem "normalen" DSL-Anschluss auf IP-only und damit auf IPv6
umgestellt haben. Da das T aber mit jeder Einwahl ein neues v6-Prefix
verteilt, hatte die Firma interessante Nebeneffekte feststellen müssen.
Wer auch das eine oder andere Windows-Netzwerk mit Domäne betreut,
sollte vorsichtig sein: Der Windows-Server registriert seine IP-Adressen
im eigenen DNS, damit die Clients die Domäne finden. Dadurch kommt es
auch vor, dass im DNS der Server mit dem alten und dem neuen Präfix zu
finden ist, oder manchmal auch nur mit dem alten oder nur dem neuen. Bei
den Clients ist es ähnlich. die benutzen dann evtl. noch den alten
Präfix, weil noch nicht abgelaufen und dann finden die den Server nicht
mehr und können sich nicht anmelden ... das Geschrei war gross. Aus
diesem Grund wäre die Nutzung eines dynamischen Präfixes vielleicht
etwas ungünstig für ein Freifunknetz, wenn es denn auch funktionieren
und nicht nur ärger verursachen soll. Zumindest ist meine bisherige
Erfahrung mit einem wechselnden Prefix nicht so toll ...
- End OT -

Wenn nun aber das Gateway einen statischen v6-Prefix vom Provider
bekommt kann dieser wieder einem Kunden zugeordnet werden. Soweit mir
bekannt, muss(?) dieser ja auch bei der RIPE im Whois eingetragen
werden: Hallo Störerhaftung.

Nun aber meine konkrete (hypothetische) Frage:
Wenn der Provider das Gateway stellt und nur den Dienst
fastd-Terminierung inkl. Adressvergabe innerhalb fastd bereit stellt,
hilft das, um die Zuordnung Kunde -> v6-Prefix zu erschweren? Doch
eigentlich nur, wenn es mehrere Kunden auf dem Gateway gibt, oder? Und
damit müssten sich mehrere Kunden den gleichen Prefix teilen, oder
nicht? Ist vielleicht auch abrechnungstechnisch nicht ganz einfach, wenn
ein Kunde deutlich mehr Traffic erzeugt als ein anderer ... nicht so
optimal.

Oder ist es bzgl. v6 ganz anders und alles viel einfacher und ich kann
es nur nicht sehen? Hier wäre es schön, wenn sich dazu mal jemand äußern
könnte, denn wir wollen in Greifswald gerne einen offiziellen Prefix
verteilen, wissen aber noch nicht so ganz wie ...

Gruß aus Greifswald


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