[WLANtalk] Internet: the INTER-connection of local NET-works
willi uebelherr
wube at gmx.net
Mi Mai 21 01:41:14 CEST 2014
Liebe Freunde,
dies ist die deutsche Version meiner zweiten allgemeinen Antwort in der
Debatte auf der Mailliste von www.1net.org in Brasilien.
Fuer die Verfolgung des Diskussion steht das Archiv zur Verfuegung.
www.1net.org Mailing List Archive
http://1net-mail.1net.org/pipermail/discuss/
mit lieben gruessen, willi
Jinotepe, Nicaragua
Liebe Freunde,
für die Verspätung meiner zweiten Antwort bitte ich um Entschuldigung.
In dieser Antwort will ich einige grundsätzliche technische
Fragestellungen behandeln, die in einigen Antworten thematisiert wurden.
1) Die lokale Verantwortung für das Ganze.
In geldorientierten, kapitalistischen Umgebungen gibt es keine
Verantwortung für das Ganze. Nur die Quanten an Geldmengen sind
entscheidend. Dass es hierbei um Kommunikation geht, ist fuer diese
Akteure eigentlich Nebensache.
In nutzerorientierten Umgebungen ist das Ganze immer die Grundlage für
das Einzelne. Die Kommunikation setzt die Aktion von mindestens 2
Partnern voraus. Aus dem Interesse einer freien und unbehinderten
Kommunikation für uns selbst folgt notwendig das Interesse für die freie
und unbehinderte Kommunikation für die Anderen.
2) Geographische oder virtuelle Lokalität.
Es gibt keine virtuelle Lokalität. Lokalität ist immer geographisch
definiert. Jede Person kann sich ihre eigene Begriffwelt definieren. Ob
sie damit allerdings in eine Kommunikation eintreten kann ist abhängig
von der Bereitschaft der Anderen.
Aus der klaren Bestimmung einer Lokalität folgt auch die klare
Bestimmung der Adresse einer Lokalität. Es ist der geografische Ort. Und
nur dies ist notwendig, um ein Datenpaket beliebig von einem Ort zu
einem anderen Ort zu transportieren.
3) Multicasting
Mit eindeutigen Adressen ist auch kein Multicasting möglich. Es ist auch
nicht die Aufgabe eines Transportsystems für Datenpakete, diese zu
vervielfachen. Diese Aufgabe haben immer die Sender.
Allerdings ist es technisch sehr einfach, in regionalen und lokalen
Knoten dynamische Verteilserver zu aktivieren, die dann aus einem Paket
viele machen. Ein Beispiel sind Mailverteilung oder Streamserver.
4) Transporttypen
Es gibt nur 2 Typen. Asynchron und synchron. Wegen den Zeitanforderungen
werden synchrone Pakete bevorzugt. Sie sind meist kleiner. Sie sind wie
Kinder, die zwischen den Beinen der Erwachsenen nach vorne streben. Oder
auch wie Hunde, die immer einen Weg finden. Selbst bei einem grossen
Stau der Erwachsenen.
Innerhalb der synchronen Pakete unterscheiden wir jene für den Notruf,
die immer bevorzugt behandelt werden. Alle anderen warten.
5) Serverinstanzen
Wir unterscheiden nicht zwischen spezifischen Clients oder Servern.
Jeder Knoten kann immer beides sein. Wenn zwei Kommunikationspartner die
Funktionalitäten für Client und Server haben, dann fliessen die Pakete
direkt von einem Partner zum anderen Partner. Dazwischen sind nur
Transportknoten. Aber diese interessiert nur der IP-header. Der Inhalt
bleibt verschlossen wie in einem Brief.
Aus dieser Symetrie der Operatoren folgt notwendig die Anforderung zur
Symetrie der Transportkapazitäten. Und da jedes lokale Netzwerk auch
einen zentralen Serverknoten besitzt, können dort all jene ihre
Anforderungen auslagern, wenn sie nicht selbst einen eigenen Server
unterhalten wollen. Weil die Serververwaltung kein grösseres technisches
Problem darstellt, werden die meisten Endknoten im Netzwerk sich zu
Client/Server-Instanzen entwickeln.
Zentrale Serverstrukturen wie Google, Facebook, Twitter, Hotmail und
Yahoo werden sich auflösen. Sie sind überflüssig. Die Daten bleiben
dezentral, wie sie es immer sind. Wie wir die dezentral verteilten Daten
auf unserem Client sichtbar machen, ist ein völlig anderes Thema.
6) Backbones und ISP's.
Solche Konstruktionen sind für uns nicht notwendig, weil sie auch
technisch nicht erforderlich sind. In der Diskussion "African take on
Net Neutrality" können wir sehen, mit welchem Unsinn sich Menschen
beschäftigen, weil sie das Netzwerk selbst nicht gestalten können. Sie
sind Zaungäste, die nicht hinein gelassen werden. Sie müssen vor dem
Zaun stehen und dürfen nur wenige Türen benutzen.
7) Transporttechnologien
In meinem Entwurf habe ich darauf hingewiesen, dass die heutigen
technischen Beschränkungen niemals die Grundlage für diese Diskussion
sein können. Welche Methoden wir verwenden, hat mit der Diskussion um
Prinzipien nur wenig zu tun. Es ist primär eine Frage rationaler
Erkenntnis. Es bleibt uns frei, den heutigen Unsinn auch in der Zukunft
fortzusetzen.
Wir können die Technologien zum Datentransport auch als eine weltweite
Gemeinschaftsaufgabe betrachten. Dies entspricht ihrem realen Gehalt für
ein weltweites und freies Kommunikationssystem, an dem alle Menschen
unserer kleinen Welt beteiligt sein wollen. Oder zumindest die meisten.
8) Mobile Kommunikationspartner.
Jedes mobile Kommunikationsgerät kontaktiert sich über einen lokalen
Accesspoint zum weltweiten Kommunikationssystem. Und daran wird sich
auch nichts ändern, weil es einen physikalischen Zwang dafür gibt. Damit
hat jeder mobile Kommunikationspartner die globale Adresse des Accesspoints.
Für bewegte Geräte gilt immer das gleiche. Wir melden uns ab und neu an,
oder umgekehrt. Ein einfaches Verfahren.
9) Die Analogie zur Strasse.
Unser Transportsystem für Datenpakete ist vergleichbar zu den
Transportsystemen auf der Strasse. Es sind Gemeinschaftsaufgaben, weil
sie wichtig sind für Gemeinschaften.
10) Staat, private Unternehmen und Comunas
In meinem Entwurf orientiere ich mich an den lokalen
Lebensgemeinschaften, den Comunas. Staaten und private Unternehmen sind
unwichtig, weil sie eigentlich überflüssig sind. Die Kommunikation
findet immer zwischen Menschen statt und nicht zwischen virtuellen,
nicht realen Konstruktionen.
Lokale Lebensgemeinschaften existieren real. Staaten und Unternehmen
existieren nur in der Vorstellung. Deswegen beschäftige ich mich damit
nicht.
Das Bedürfnis nach weltweiter Kommunikation existiert real. Es ist ein
Grundbedürfnis der Menschen, miteinander in Kontakt zu treten, Ideen und
Erfahrungen auszutauschen. Wenn wir also die Fremdinteressen weglassen,
ihre materiellen Basen eliminieren, indem wir sie überflüssig machen,
sind unsere Handlungsräume weit offen und frei betretbar.
Eine Zusammenfassung.
Bei unseren Ueberlegungen müssen wir jenes in den Mittelpunkt stellen,
was wir erreichen wollen. Wir lösen uns von allen Dogmas. Wenn wir eine
weltweite Kommunikationsmöglichkeit für alle Menschen anstreben, dann
sollten wir auch dies zum Gegenstand unseres Denkens machen. Mit
Nebenschauplätzen brauchen wir uns nicht beschäftigen.
Viele Gruesse in Solidaritaet, willi uebelherr
Jinotepe, Nicaragua
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