[hannover] W-Lan für Flüchtlinge

[Tobias Holst]

Hallo Sandra,

rechtlich ist das Freigeben von Internet/WLAN in Deutschland
schwierig. Hier gibt es die einzigartige Rechtslage der
"Störerhaftung", bei der im Zweifelsfall der Anschlussinhaber für alle
Dinge haftet, die über seinen Anschluss "verbrochen" werden. Deswegen
will natürlich niemand gern sein WLAN freigeben. Schon nicht unbedingt
für den netten Nachbarn, den man schon seit Jahren kennt - aber erst
Recht nicht für Unbekannte.

Das kann Freifunk umgehen, in dem jeglicher Datenverkehr über Freifunk
mit verschlüsselten Tunneln ins europäische Ausland umgeleitet wird.
So wird die Störerhaftung ganz legal umgangen und der Anschlussinhaber
ist damit rechtlich abgesichert. Um das Rechtliche muss man sich dann
also keine Gedanken mehr machen, nur um das Technische. Da werden zwei
Dinge benötigt:
1.) Ein "ganz normaler" Internetanschluss muss schon vorhanden sein
bzw. angeschafft werden. Das muss nicht direkt im Gebäude sein, ein
direkter Nachbar bzw. ein direktes Nachbargebäude ist auch kein
Problem.
2.) Ein WLAN-Router mit unserer Freifunk-Firmware muss gekauft werden.

Vielleicht gibt es ja einen netten Nachbarn, der bereit ist, ein
bisschen was von seiner Bandbreite seines Internetanschlusses zu
teilen? Der Anschluss sollte allerdings nicht sehr langsam sein, wenn
danach ~50 Leute den mitnutzen. Schließlich sollen sowohl die
Flüchtlinge als auch der Anschlussinhaber danach das Internet noch mit
akzeptabler Geschwindigkeit nutzen können.

Gegebenenfalls lässt sich auch eine Verbindung zu einem etwas weiter
entfernten Nachbarn aufbauen, wenn in der direkten Nachbarschaft
keiner ist, der seinen Internetanschluss teilen möchte. Dafür muss es
allerdings direkten Sichtkontakt zu demjenigen geben, damit eine
Richtfunkstrecke aufgebaut werden kann.

Bei den WLAN-Routern kommt es etwas drauf an, wie die örtlichen
Gegebenheiten sind. Einsteigermodelle gibt es schon für knapp 20€. Bei
50 Personen ist es aber sinnvoll, ein etwas leistungsfähigeres Modell
für 40-80€ einzusetzen, damit das ganze auch schneller läuft. Wenn
Internet in der Turnhalle zur Verfügung steht, reicht es vermutlich,
1-2 Router dort aufzustellen. Kommt das Internet per WLAN aus der
Nachbarschaft, ist gegebenenfalls mehr nötig.

Die Router lassen sich im normalen Fachhandel kaufen und können danach
dann recht einfach mit unserer Freifunk-Software bespielt werden.
Alternativ können auch fertig bespielte Modelle zum Selbstkostenpreis
bei uns bezogen werden.
Gerne helfen wir bei Fragen auch bei unseren Treffen weiter oder
kommen mal vorbei, um uns die Gegebenheiten vor Ort anzuschauen. Dann
kann man auch besser abschätzen, was an Hardware beschafft werden
muss.

Der nächste Schritt wäre also, einen Internetanschluss zu besorgen.
Sei es ein bereits vorhandener in der Turnhalle oder ein netter
Nachbar.

Viele Grüße
Tobias



Am 23. August 2015 um 21:52 schrieb sandra hense <sandrahense at hotmail.com>:
> Hallo,
>
> ich bin Sandra und habe vor Kurzem angefangen mich ehrenamtlich beim
> Unterstützerkreis für Flüchtlingsunterkünfte in Hnnover zu engagieren. Ich
> habe jetzt meist in einer Notunterkunft in der Kestnerstr. geholfen. Dort
> schlafen ca 50 Männer aus unterschiedlichen Ländern in der Turnhalle einer
> Grundschule.
> Ich schreibe euch, da ich einige Artikel darüber gelesen habe, dass
> Freifunker in Stuttgart es geschafft haben, in einigen
> Flüchtlingsunterkünften ein W-Lan einzurichten (ihr wisst darüber
> wahrscheinlich alle besser Bescheid als ich)
> Ich wollte euch daher um Hilfe bitten, das Gleiche vielleicht auch in
> einigen Unterkünften hier in Hannover umzusetzen.
> Wie ihr wahrscheinlich schon merkt, habe ich nicht wirklich Ahnung, was
> technisch und rechtlich notwendig ist und bin daher auf eure Hilfe
> angewiesen.
>
> Wenn jemand Lust hat, mitzuhelfen würde ich mich freuen, wenn ihr euch bei
> mir meldet.
>
> Liebe Grüße
> Sandra
>
> --
> hannover mailing list
> hannover at freifunk.net
> http://lists.freifunk.net/mailman/listinfo/hannover-freifunk.net
>