[WLANware] War: FON & Freifunk in wlannews

Sven-Ola Tuecke mail2news at commando.de
Thu Sep 7 11:02:32 CEST 2006


Peter,

zunaechst mal vielen Dank fuer die Antwort und Deine Ueberlegungen. Wir 
sollten nicht so schnell bereit sein, unsere viele Arbeit+Zeit+Geld nur 
wegen Nebenthemen an irgendeinen professionellen Dienst zu Verramschen. Von 
daher bin ich auch von Hotsplots nicht begeistert.

Beipiel: das "Registriert bei und und dann seid Ihr auf der sicheren Seite". 
Wenn schon registrieren, dann immer nur bei einer Verwaltungsinstanz, die 
der jeweilige User/lokale Anbieter selber unter Kontrolle hat. Dass es fuer 
einen potenziellen Nutzer unbequem ist, jemand persoenlich anzusprechen, das 
ist halt Pech. Wir sind eben keine Provider. Unsere Netze beruhen bisher 
darauf, dass sich die Leute im wesentlichen untereinander kennen, also das 
"Layer 8 Networking" klappt.

Technik: Man installiere OpenVPN (auch auf dem WRT selbst moeglich, die 
grosze Version mit SSL 
http://212.222.128.68/sven-ola/ipkg/openvpn-ssl-nolzo_2.0.5_mipsel.ipk aber 
natuerlich auch auf irgendwelchen PCs). Alsdann generiere man jede Menge 
Pubkeys und verteile an alle Kumpels / Bekannte / Interessierte. Die koennen 
dann das Inet-GW ueber den OpenVPN-Tunnel benutzen (und zwar ohne HNA) und 
es sind damit auch automatisch alle registriert (man kann den Tunnelverkehr 
via verwendetem Schluessel natuerlich zuordnen). Bei Missfallen (z.B. 
Filesharing in Mengen) kann man den Key auch wieder vom Server loeschen und 
Ruhe ist. Dazu braucht man kein HNA und es gibt auch keine anonymen Nutzer 
eines Internet-GWs mehr und damit keinen Aerger mit Behoerden den man nicht 
an den User weiterreichen koennte.

Ich gebe auch zu bedenken, das so ein Mesh-Netzwerk unserer Bauart max. bis 
~ 1000 Nodes gefahren werden kann. Bei hoeheren Node-Zahlen ist das 
bisherige Netzmodell "alle Meshen mit allen" nicht zu halten. Das ist eine 
natuerliche Grenze, wie auch die zur Verfuegung stehende Bandbreite begrenzt 
ist. Das ist in Berlin so und noch kommen wir hin.

Bei Dir scheint es aber anders sein - es passiert nicht genug und Du 
brauchst erstmal Argumente, um ueberhaupt mit dem Netzaufbau zu beginnen. 
Man koennte erstmal ganz einfach mit einer DHCP-Funktion anfangen. Bei 
FFF-1.2.5 enthalten und ab FFF-1.3.x (/testing/ statt /ipkg/) mit "ipkg 
install freifunk-dnsmasq": schalte die OLSR-DHCP-Funktion ein (unter 
Admin/OLSR). Dazu lies mal die Geschichte mit der Netzmaske hier unter "DHCP 
im OLSR Netz": http://freifunk.net/wiki/FreifunkFirmwareHinweise und dann 
lies mal dies hier: 
http://wireless.subsignal.org/index.php?title=Diskussion:Nervseite . Auch 
ganz interessant: Unser "ipkg install freifunk-gateway-de" (funzt so richtig 
erst mit der /testing/ Version): Blacklist, Whitelist, Firewall setzen nach 
IP-Liste aus einer zentralen Vergabe, P2P-Bremse, Accounting.

Grusz, Sven-Ola

"Peter Becker" <tera at teranus.de> schrieb im Newsbeitrag 
news:20060906173417.om7kw1igdckwkoog at teranus.de...
Quoting Sven-Ola Tuecke
> technisch ist das alles zu realisieren. Das ist eher eine 
> Philosopie-Frage.
> Kohle machen heisst: Mitloggen, Providerpflichten, Kontrollpflichten + den
> ganzen Aerger. Das gilt auch fuer FON - die Disussion hatten sie nur noch
> nicht, aber die kommt schon.

Ja, bei Hotsplots ist das längt auf den Fahnen erschienen:
------------------------------------------------------------------------------
Was passiert, wenn jemand über meinen HOTSPLOT etwas illegales macht?

     Wenn die Behörden Kenntnis von einer IP-Adresse erlangt haben,
die für eine kriminelle Handlung genutzt wurde, dann schauen sie nach,
wem die IP-Adresse gehört und landen so bei dem Anbieter bzw.
Provider. Von diesem erhalten sie Namen und Adresse des
Anschlussinhabers mitgeteilt. Sind Sie das, wendet sich die Polizei
dann an Sie.

     Nutzen Sie hotsplots, sind Sie auf der sicheren Seite, denn im
hotsplots-Netzwerk identifiziert sich jeder Nutzer per Passwort und
Nutzername. So können Sie die Polizei einfach an uns verweisen. Wir
schauen dann in der Datenbank nach, wer zu dem betreffenden Zeitpunkt
Ihren HOTSPLOT genutzt hat und übergeben den Behörden die geforderten
Nutzerdaten. Wenn das dann mehrere Personen sind und womöglich ihr
Guthaben gegen Barzahlung erhalten haben, muss die Polizei unter
Umständen anders sehen, wie sie zum Ziel kommt. Dies ist kein
spezifisches Problem von hotsplots, sondern taucht in jedem Cafe,
Bahnhof, Messestandort auf, in dem man für seinen Zugang bar bezahlt.
Wir halten uns bei der Datenspeicherung genau an die gesetzlichen
Vorgaben, d. h. wir speichern genau das, was für die Abrechnung nötig
ist - nicht mehr und nicht weniger.
------------------------------------------------------------------------------

Also mit den Provider-Pflichten scheint man sich dann nicht mehr wirklich
auseinandersetzen zu müssen. Das finde ich transparent, fair und 
praktisch...
Bitte nicht falsch verstehen, ich will nicht ein Freifunk-Netz umsetzen und
damit Geld verdienen - ganz im Gegenteil... Mir geht es ebenfalls um das
stadtweite Netzwerk ansich - und damit hat man alle Möglichkeiten offen.

Ob nun Computerspiele darüber laufen, Dateien getauscht werden, telefoniert
wird, ein Tunnel gegraben und netze damit verbunden, oder eben Internet
geteilt - das bleibt ganz im Sinne der User.
Aber was hat ein OttoNormal direkt im Kopf davon? Nicht oft wirklich viel.

Also heißt für mich das Konzept: Mund wässrig machen, ködern, Neugier
und Interesse wecken - nicht vergackeiern, hintergehen, abziehen oder
sonstwas...

> Ich seh' das so: wir wollen ein stadtweites Intranet fuer unsere Zwecke.
> Das dabei das eine oder andere Internet-Gateway aufpoppt ist ein prima
> Nebeneffekt.

Und genau das will ich einfach bloß ausbauen - auch um damit die Verbreitung
des Netzes entsprechend voran zu treiben...

- Die Einen wollen nur ein freies Funknetz machen - als Gestaltung eines
stadtweiten Intranets.
Vorteil: das ist super nützlich, bietet neue Möglichkeiten und macht Spaß
Nachteil: die meisten Bürger werden sich dafür nicht interessieren, bzw 
sehen
nicht den Nutzwert darin, der Anschaffungen dieser Art für sie rechtfertigt.
Wenn man aber nun nur die Geeks sich verbinden lässt, wird das Netz weder
flächendeckend, noch überhaupt wirklich groß. Viele könnten zwar einen 
solchen
AP bei sich installieren, würden aber niemals eine Verbindung zu einem 
Anderen
bekommen, da zwischendrin die Gleichgesinnten fehlen.

- Andere wollen aus ihrem Internetzugang Geld machen.
Vorteil: diese reduzieren sich geringfügig ihre eigenen DSL-Kosten.
Nachteil: sie schnappen uns Frequenzen weg und propagieren eine kommerzielle
Einstellung, woraufhin sich viele denken werden, das freie Netze einen nicht
weiterbringen. Außerdem wenden sich damit viele an ihren Provider und
richten mangentafarbene Hotspots oder dergleichen ein...

- Mein Ziel ist die Verbindung beider Modelle. In erster Linie geht es um 
die
Infrastruktur und nebenbei kann jeder seinen persönlichen Nutzwert so daraus
ziehen, wie es ihm beliebt.
Vorteil: die Netzwerkverbreitung wird schneller und umfangreicher sein.
Außerdem kann man die (für viele Menschen abschreckenden) einmaligen
Investitionskosten reduzieren, oder gleich 0 setzen. Danach hat jeder die
Möglichkeit, mit Hotspot und nicht Hotspot umzugehen, wie er mag.
Nachteil: das ganze muss ausgeklügelt und vorkonfiguriert werden, damit die
Nutzer (ob Betreiber oder Gäste) es so einfach, wie möglich haben.

> P.S.: Ausserhalb von Freifunk versteht OttoNormal offenbar nur "Internet
> umsonst". Ist ein echtes PR-Problem von uns. Zuletzt bemerkt auf Pro7 /
> Hauptnachrichten von gestern Abend. Die ham' offenbar mal wieder behauptet
> "Freifunk: Internet umsonst in Fhain". Wie jeder hier weiss, heist
> "Freifunk" nicht "Umsonstfunk". Dass wir ein Club von Leuten sind, die es
> nicht fuer die breite Masse umsonst machen (wollen / koennen) kommt 
> irgenwie
> nicht 'rueber. Leute reagieren eben immer nur auf Stichworte. Gottseidank
> stellt die Installation eines Routingprotokolls und die Einstellung einer
> festen IP (wurde auch nicht erwaehnt - wie immer) den ueblichen
> Trottelschnorrer vor erhebliche Probleme.

Ja, da ist unser unterschiedlicher Ansatz.
Ich habe keinen Plan, wie verbreitet ihr das Netz in Berlin habt, aber ohne
OttoNormal kommt man da nicht wirklich weit. Ich würde aber sehr gerne
tatsächlich ein flächendeckendes Netz initiieren und das geht nur mit der
Mithilfe von OttoNormal und ein paar Sponsoren, die das Gute in der
Infrastruktur sehen.
In gewisser Hinsicht ist es ja ein 'UmsonstFunk' - denn die
Infrastruktur trägt
sich selbst und deren Nutzung kostet keinen Cent. Was obendrauf passiert, 
das
ist alles frei - und so soll es sein. Im Prinzip eine große, permanente,
stadtweite LAN-Party - halt mit geringerer Bandbreite...
Was meiner Ansicht nach in der Vergangenheit falsch gelaufen ist, ist das 
dort
kostenlos Internet angeboten wurde. Und genauso fängt man dann die von dir 
so
schön genannten 'Trottelschnorrer'... Sowas kann man auch überhaupt nicht
brauchen, denn diese machen die Netzperformance kaputt, oder flooden gleich
mit p2p-Clients... Internet kostet heutzutage eben etwas und daran soll ein
solch 'freies' Netz nichts ändern - denn dann verstehen die Leute den 
Begriff
'frei' wieder einmal falsch. Genauso, wie viele Menschen denken, OpenSource
heißt freie Software, weil sie nix kostet.
Die Menschen müssen erkennen, dass frei nicht kostenlos heißt und mit
kostenlosen HNAs macht man diese Philosophie meiner Ansicht nach kaputt.
Ich bin ein normaler Privatmensch, der keinen Cent mit dem Netz
verdienen will,
sondern einfach das Netz ansich als 'Gewinn' sieht.
Da stehen meiner Meinug nach kostenlose Zugänge zum Internet dem Ziel im 
Weg.
Es wird niemand mehr verstehen, das es bedeutet, man hat mit dem Netz alle
Freiheiten - sie werden es als kostenlosen Zugangspunkt verstehen.
Problem dabei ist: nutzen will es jeder, selbst Geld reinstecken keiner...

Daher war meine theoretische Lösung des Problems, dass man sich eine gute
Möglichkeit sucht, wo diese 'Providerangelegenheiten' ohne Aufwand erledigt
werden und man sich nicht drum kümmern muss. Somit ist das Netz also weiter
frei, der Internetzugang jedoch kostenpflichtig... Damit ist das Problem
gelöst, dass keine 'Trottelschnorrer'-Euphoriewelle über das Netz herfällt
und es wie ein Moskitoschwarm aussaugt, bis es einen Kreislaufkollaps 
bekommt.
Ebenso ist das Problem gelöst, das viele Menschen nicht mitmachen, weil sie
zwar interessiert sind, es sich jedoch nicht leisten können, oder einfach 
nur
denken, dass es 'zum Fenster herausgeworfenes Geld' ist, weil der 
persönliche
Nutzwert nicht ersichtlich wird. Auf einmal kann man durch zur Verfügung
stellen des Internets nicht nur den Nutzwert des Netzes erhöhen, sondern 
auch
den finanziellen Eigenanteil an der Netzverbreitung senken oder gar komplett
verschwinden lassen. Ebenso liegt es dann auch im Interesse _aller_ Nutzer,
dass das Netz performant und ausgedehnt ist, denn so lässt sich alles viel
besser nutzen - zum Bereitstellen seines Hotspots oder eben zum Benutzen des
benachbarten Hotspots. Und versiertere Menschen sehen da eh ganz andere
Vorteile und Möglichkeiten, als OttoNormal - der sieht nur das Internet...

Was bei sowas wichtig ist: die potentiellen Netzunterstützer dürfen damit so
wenig, wie möglich zu tun bekommen und das System muss für Abrechnung
einheitlich, komfortabel, fair und günstig sein.
Diese Anforderungen sind bei "Hotsplots" meiner Ansicht nach voll erfüllt.
Die Verwaltung von Kosten, Abrechnungen, Nutzerdaten, etc übernimmt
diese Firma
komplett und rechtlich ist alles im grünen Bereich. Man kann online buchen
(PayPal, Kreditkarte, Überweisung, Bankeinzug) und teuer ist das alles auch
nicht wirklich. Wenn wir da vollständig den FUN-Tarif (ehem. Nachbarschafts-
Tarif) umsetzen ist das für jeden fair. 1,5ct/MByte und maximal 14,95/Monat
bezahlt ein Benutzer. Der Betreiber bekommt davon über 70% anteilig
ausgeschüttet. Also damit wird niemand ausgebeutet und für alle ist es dann
das Einfachste der Welt.

> FON macht jedenfalls was anderes als Freifunk. Das sollte auch so bleiben.
> FON will kein freies Intranet sondern mit Hotspots Geld verdienen.

Und FON ist ein reines finanzorientiertes Marketingunternehmen.
Das wollen wir so ja gar nicht.
Das einzige, was ich an FON super finde ist die Geschichte mit den
subventionierten WRTs für 5 euro... Nach einem Jahr kann man die auch wieder
umflashen und für die eigenen Zwecke nutzen... So kommt man also auch 
günstig
an spätere APs, welche an wichtigen Stellen zur Netzausbreitung eingesetzt
werden könnten. Aber das Prinzip ist klasse. Wie bekommt man eine rasend
schnelle Netzausbreitung hin? Mach es so günstig und komfortabel, wie
möglich -
dann werden auch ganz viele mitmachen. Das einzige, wo ich da mitziehen 
möchte
ist die Verbreitungsidee...
Was wir brauchen ist mitmachende Menschen, was die nicht brauchen sind 
Kosten.
Warum nicht den gesunden Mittelweg gehen? Unsere Unterstützer bekommen eine
Verdienstmöglichkeit, wir ein schön großes Intranet - und das 
gleichzeitig...

Wenn ich da einen grundlegenden Gedankenfehler habe, klärt mich auf.
Liebe Grüße
Peter

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Diese Email kommt vom Webmail-System Teranus.de
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