[WLANnews] Providerselbstjustiz und Leistungs-Metriken (Was: Re: Bitte um Feedback: Freifunk als Thema im Bundestagsausschuss Digitale Agenda)

Leo Krüger leo at hamburg.freifunk.net
Mi Nov 11 20:34:56 CET 2015


Am 11.11.2015 um 20:15 schrieb Achim 'ahzf' Friedland:
> Am 11/11/15 um 13:17 schrieb Allan Wegan:
> 
>> Dass Pakete ankommen, sollte TCP sicherstellen, so lange die
>> Verbindung nicht vollständig abbricht.
> 
> Es gibt so viel mehr als nur TCP im Netzverkehr ;)

Was auf dem Transport Layer läuft sollte dem Netz egal sein. Wir
schieben einfach nur IP(v6) Pakete hin und her, völlig neutral und ohne
jegliche Vorzugsbehandlung für einige Arten von Payload, die darin
transportiert werden. --> Netzneutral

> 
> 
> 
>> Und wenns immens wichtig ist, rechtfertigt es eine eigene Leitung.
> 
> Nur, dass "eigene Leitungen" heutzutage "digital geführt" sind, also
> nichts weiter als irgendein Virtualisierungsprotokoll das mit Hilfe
> von Priorisierung und Bandbreitenreservierung so tut als ob das eine
> physikalische Leitung wäre. Was meist auch gut ist, denn damit kann
> man die Baggerfahrerresistenz deutlich erhöhen.
> 
> Und ob ein IP-Paket Inter- oder Intranet ist kann man meist maximal am
> IP-Subnetz und/oder dem VLAN-(o.ä.)-Header davor unterscheiden.
> 
> Warum sollte all das nicht auch in "freien Netzen" machbar sein
> solange es einen _guten_ Grund dafür gibt?

Ich verstehe deinen Punkt nicht. Was hat die Virtualisierung von Netzen
(vgl. SDN) mit Netzneutralität und unseren Themen hier zu tun?

> 
> 
> 
>> Deshalb haben Stromnetzbetreiber eigene Netze.
> 
> s.o.
> 
> 
> 
>> Ja, man kann QoS-Markierungen und Portnummern zur Priorisierung 
>> heranziehen - bis dann irgendwann der ganze Traffic nur noch über
>> Port 22 mit Echtzeit-QoS-Markierung geht.
> 
> Das das ein Katz-und-Mausspiel ist... keine Frage. Aber darum geht es
> ja nicht. Es geht mehr darum, dass Du es grundlegend ablehnst und ich
> meine, dass es gute Gründe gibt es anzuwenden.

Demzufolge ist es für dich völlig ok, wenn nun Provider wie die Telekom
kommen, und für "Spezialdienste" (tm) abkassieren wollen, um deren
Pakete auf der Leitung einen (wie auch immer gearteten) Vorteil zu
verschaffen?

Das halte ich für völligen Quatsch, geradezu dem Gedanken des Internets
entgegengesetzt. Mit der Aussage, wir würden freie Netze bauen,
verbieten sich die Implementierung solcher Maßnahmen von selbst. Ein
freies Netz muss neutral sein bzgl. der transportieren Nutzdaten.
Erkläre mir, wie frei und Priorisierung von "Spezialdiensten" zusammen
passen?

> 
> 
> 
>> Seitdem gibts überall, wo es die Programme gibt, auch (oft
>> verblüffend gut gemachte) Anleitungen, wie man den Port ändert (und
>> in den heimischen Router als Forwarding-Regel einträgt).
> 
> Seitdem gibt es Deep-Packet-Inspection und alles was nicht "gut" ist
> kommt in die Holzklasse ;)

Auch so eine Technik, die man als Aktivist bei der Initiative Freifunk
eigentlich gar nicht gut finden kann. Nochmal: Ein Netz nach unseren
Vorstellungen soll einfach nur Pakete transportieren, völlig neutral,
völlig offen.

> 
> 
> 
>> Es geht hier um ein offenes Netz. Das sollte robust sein. Wenn ich
>> mir durch simpelste Täuschungsmaßnahmen die Überholspur sichern
>> kann, ist es das für die anderen Nutzer nicht mehr.
> 
> Nun, wäre es nicht viel sinnvoller zu sagen, dass der Missbrauch
> dieser Features "kein Freifunk" mehr ist, als ein Werkzeug, dass man
> wie nun mal jedes andere auch halt auch missbrauchen kann?
> 
> 
> 
>> Es gibt trotz allem natürlich auch technisch notwendige 
>> Datenverkehrbeeinflussung. Beispielsweise werden in manchen 
>> Batman.adv-basierten Freifunknetzen wohl einige Broadcast-Pakete 
>> verworfen, weil es zu geschwätzige Anwendungen gibt, die von eher 
>> kleinen Layer-2-Segmenten ausgehen und deren Brodcasts in Segmenten
>> mit mehreren hundert Knoten zu viel Grundrauschen erzeugen.
> 
> Nun, es gibt sicherlich auch Filter gegen IP-Spoofing... etc.pp
> Defacto wird wahrscheinlich jedes Netz gegen eine harte Auslegung der
> Netzneutralität verstoßen. Wozu also Regeln die praxisfern sind?
> 
> 
> 
>> Die Versuchung ist groß, softwareseitig mehr Usability aus einem
>> Netz zu holen. Aber das kann nur eine Notlösung sein. Wenn das Netz
>> überlastet ist, muss es wachsen. Wenn Bufferbloat Latenzprobleme
>> verursacht, muss man die Puffer kleiner machen...
> 
> Hilft auch nur bedingt... kleinere Buffer == weniger Effizienz, da
> Packetaggregation gerade auf Funkkanälen schlechter funktioniert und
> kleinere Buffer == mehr Packetloss was zu mehr aufwendigen
> Retransmissions führt, welche das Netz dann noch mehr belasten.

Das Phänomen Buffer Bloat ist, glaube ich, hinlänglich bekannt. Kleinere
Buffer haben durchaus Vorteile, größere bringen nicht nur Vorteile.

> 
> 
> 
>> Ich bin nicht grundsätzlich gegen Traffic-Priorisierung im Freifunk
>> - aber abseits von temporärer Emergency-Response sehe ich kein
>> sinnvolles Einsatzgebiet.
> 
> Nah, ich würde mal sagen, dass alles was unter "Emergency-Response"
> verbucht werden kann, der Sinn&Zweck von Netzen ist. Alles andere ist
> mehr so Convenience, weil man ja so ein Netz schon mal da hat.

Am Ende ist mir egal, wie du dein Netz baust. Es muss ja kein Freifunk
sein. Baue ein Netz, wie es dir gefällt. Wie es dir Spaß macht. Wie du
es für sinnig hältst.

> 
> 
> Gruß aus Jena
>  Achim

Viele Grüße aus Hamburg,
Leo

> 
> _______________________________________________
> WLANnews mailing list
> WLANnews at freifunk.net
> Abonnement abbestellen? -> http://lists.freifunk.net/mailman/listinfo/wlannews-freifunk.net
> 
> Weitere Infos zu den freifunk.net Mailinglisten und zur An- und Abmeldung unter http://freifunk.net/mailinglisten
> 



Mehr Informationen über die Mailingliste WLANnews