[WLANnews] Providerselbstjustiz und Leistungs-Metriken (Was: Re: Bitte um Feedback: Freifunk als Thema im Bundestagsausschuss Digitale Agenda)

Allan Wegan allanwegan at allanwegan.de
Mi Nov 11 00:34:15 CET 2015


> Und aus aktuellen (thüringer) Anlass: Was tun mit der linken
> Terrorzelle an Knoten A, mit der rechten Terrorzelle an Knoten B und
> all dem Farbnuancen dazwischen?

Provider sollten nicht versuchen, strafverfolgungsbehördliche Aufgaben
zu übernehmen - das wäre Selbstjustiz. Sie dürfen außerdem gar nicht in
den Datenverkehr schauen und können somit nicht legal "ermitteln", haben
also auch keinerlei Entscheidungsgrundlage, um Knoten als
terrorzellenzugehörig zu klassifizieren.
Korrekt ist also, Straftaten bei den zuständigen Behörden anzuzeigen.
Und zwar für jeden Menschen - Freifunka oder nicht.

>> Vielleicht könnte eine Metrik bits/s pro Anschluss sein? Vielleicht
>> sollte es besser "Grundversorgung für alle erreicht" sein?
>> Grundversorgung könnte man ja in bits/s angeben.
> Ja, gerade in Mesh-Multi-Hop-Netzen wäre so was wie Bits/s & Latenz (&
> u.U. Signal/Noise-Ratio im Funkkanal) als Vergleich zwischen
> theoretischen Überlegungen und der gemessenen Realität bestimmt eine
> gute Metrik.

Verschiedene Metriken sind für verschiedene Nutzungsarten verschieden
interessant.
Latenzen sind besonders für Echtzeitanwendungen (VoIP, Livestreams,
Online-Games) wichtig. Dabei sind Latenzspitzen oft besonders lästig,
weil sie zu Sprachaussetzern (bei VoIP), Buffer-Underruns (Live-Streams)
oder dem gefürchteten Lag (Online-Games) führen.
Neben einer ausreichenden durchschnittlichen Latenz ist also besonders
auch auf eine ausreichende maximale Latenz zu achten.

Der Datendurchsatz ist besonders interessant für Downloads und
gepuffertes Media-Streaming (Youtube, Mediathek...). Aber alle anderen
Anwendungen benötigen ebenfalls einen gewissen Mindestdatendurchsatz.
Punktuelle Einbrüche führen hier ebenfalls zu Sprachaussetzern,
Buffer-Underruns und Lag. Wenn der Datendurchsatz dauerhaft zu niedrig
ist, sind VoIP- und Video-Live-Streaming nicht oder nur mit schlechter
Qualität möglich.

Es reicht nicht, blos Durchschnittsmetriken zu betrachten. Genauso
wichtig sind für die zunehmend interessanteren (insbesondere, wenn es um
die Vernetzung von Geflüchtetenunterkünften geht) Echtzeitanwendungen
die Intensität und Häufigkeit von Latenzspitzen und Transferrateneinbrüchen.

Die eigendliche Frage ist nun: Wo sind die jeweiligen Grenzen für den
sinnvollen Einsatz verschiedener Netzanwendungen?


> Nach und nach wäre es aber auch sinnvoll zu berücksichtigen was da so
> übertragen wird. Sensormesswerte könnte man ja sinnvollerweise anders
> behandeln als Videostreams...

Sensormesswerte sind aufgrund der extrem geringen Datenmengen in der
Praxis üblicherweise irrelevant.
Relevanter wäre da schon die Unterscheidung zwischen VoIP,
Videostreaming und Downloads. Aber diese Unterscheidung würde einen
deutlichen technischen Eingriff in den Datenverkehr bedeuten und ist
sowohl Datenschutzrechtlich bedenklich, als auch (bei wirksam
verschlüsseltem Datenverkehr) technisch unmöglich.
Ein derart unterscheidendes Netz wäre aber auch nicht (netz-)neutral und
somit kein Freifunk.



-- 
Allan Wegan
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