[WLANnews] Hier beginnt ein endloser Ideologie-Thread über Freifunk-Grundsätze

elektra onelektra at gmx.net
Di Aug 12 12:17:17 CEST 2014


Hallo Markus –

> Im Ad-Hoc Modus sendet jeder WLAN Client gegenüber dem AP Modus eher
> einfach mal so und erzeugt Kollisionen (= Paketverlust), da im Ad-Hoc
> kein RTS/CTS gemacht wird (siehe:
> http://www.elektronik-kompendium.de/sites/net/1712071.htm).

da sind mehrere kleine Irrtümer versammelt:

1. Es gibt im Ad-hoc-Modus keine Clients – weil es keine Master/Client-Hierarchie gibt. Es gibt nur Stationen.

2. Im Ad-hoc-Modus von 802.11 gibt es RTS/CTS sehr wohl, man kann das einschalten. Die Implementierung von RTS/CTS in IEEE802.11 ist aber nicht effektiv für Multi-Hop-Verbindungen über mehr als zwei Hops. Nicht ganz zufällig kann der RTS/CTS-Betrieb im AP-Modus das auch nicht besser. Nur kommt durch die Beschränkung des AP-Modus nicht mehr als eine zwei-Hop-Verbindung zustande, wenn man einen Hotspot isoliert betrachtet, aber dazu komme ich noch. Bei einem isolierten Ad-Hoc-Netz mit maximal zwei-Hop-Verbindungen funktioniert RTS/CTS deshalb genauso gut oder schlecht. Die luxoriöseste und effektivste Lösung für das Problem sind Geräte, die gleichzeitig auf mehreren Kanälen funken können. Beim billigen Ein-Kanal-Meshnetzwerk muss man mit dieser Beschränkung leben, bis es bessere und implementierte RTS/CTS-Mechanismen gibt. 

3. Der von Dir zitierte Link sagt nichts über Infrastruktur versus Ad-Hoc. Der Autor des Artikels berücksichtigt nicht den Ad-Hoc-Modus und hat einfach eine Zusammenfassung aus unterschiedlichen Quellen zusammengeschrieben. Das Resultat ist bestenfalls halbgar, wenn er im Zusammenhang mit RTS/CTS nur fröhlich von Accesspoints und Clients schreibt.

4. RTS/CTS Signale werden von allen WLAN-Stationen/APs auf demselben Kanal gehört und respektiert. Das ist nicht nur im Ad-hoc-Modus so. Nur weil Netze logisch getrennt sind, sind sie deshalb nicht physikalisch getrennt, d.h. wenn in einem Gebiet mehrere APs aktiv sind, haben sie ebenfalls das Risko, dass es zu RTS/CTS-Broadcast-Stürmen kommt. Betrachtet man nur ein einzelnes Funknetz isoliert, gibt es das Problem nur im Ad-hoc-Modus oder im WDS-Modus, weil nur diese Betriebsarten Multi-Hop-Verbindungen erlauben. Auch mehrere einzelne APs und ihre Clients, die im selben Gebiet arbeiten, haben das Problem, dass sie selbst RTS/CTS-Signale senden oder von anderen APs/Clients mithören oder nicht hören, was entweder dazu führt, dass sie den Kanalzugriff unterlassen, obwohl sie effektiv auf das Medium Zugriff haben könnten, oder nicht unterlassen, obwohl sie durch den Sendevorgang andere stören.

Aus den genannten Gründen sollte man RTS/CTS generell mit Vorsicht genießen, Ad-Hoc-Modus hin, AP-Modus her. 

Ich bin immer ganz blass und schwindelig vor Ehrfurcht, wenn jemand sagt, dieses oder jenes wäre eine Doktorarbeit. Die Frage ist immer: Haben die Doktoren was drauf? Als bekanntestes Negativbeispiel fällt mir spontan die Doktorarbeit von Anette Schavan ein. Die zitierte Studie schlägt vor, den RTS/CTS-Mechanismus zu verbessern, damit er effektiver bei Multi-Hop-Verbindungen arbeitet. Das ist eine gute Sache, immer her damit. Das Problem besteht aber in drahtlosen Computernetzen allgemein, also auch zwischen verschiedenen Hotspots und ihren Clients im AP-Modus. Dazu hat AFAIK noch keiner eine Doktorarbeit gemacht. Freiwillige vor?

Ich bin dafür, dass alles mesht und zwar auf unterschiedlichen Kanälen. Das wäre effektiver und besser. Accesspoints in den großen Städten funktionieren aus verschiedenen Gründen mehr schlecht als recht, insbesondere sobald man die eigene Wohnung verlässt. Ich bin davon überzeugt, würden wir den Zugriff auf das Medium insgesamt besser koordinieren und alle Netze vermeshen hätten wir insgesamt mehr von der begrenzten Ressource WLAN.

Gruß,
Elektra



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