[WLANnews] BILD: Piraten Freifunk in Dresden

Juergen Neumann j.neumann at junes.eu
So Jul 21 01:35:22 CEST 2013


Zur Diskussion um die Piraten im Freifunk und dem Verhältnis mit/zu den
Piraten möchte ich nun doch auch noch mal was schreiben:

1. Ich finde es gut, wenn die Piraten uns (freifunk.net) unterstützen.
Es freut mich, dass Piraten sich vielerorts für freifunk.net
engagieren. 

2. Auch andere Parteien haben uns in der Vergangenheit unterstützt und
tun dies auch aktuell noch. In den vergangen 10 Jahren wurden wir in
verschiedenen Orten und bei verschiedenen Projekten u.a. von den Grünen
und der Heinrich-Böll-Stiftung, der Linken und der
Rosa-Luxemburg-Stiftung, der CDU und der Konrad-Adenauer-Stiftung und
der SPD unterstützt. Gerade hilft uns die Heinrich-Böll-Stiftung dabei,
die Visa-Anträge für die internationalen Gäste des IS4CWN im Oktober in
Berlin zu besorgen. Darüber hinaus wurden und werden wir von diversen
kirchlichen Gemeinden (z.B. in Berlin) und anderen
Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) unterstützt.

3. freifunk.net setzt sich für den Aufbau lokaler
Kommunikationsinfrastrukturen ein. Diese sind in gewisser Weise
vergleichbar mit anderen Infrastrukturen wie der Wasserversorgung, dem
Stromnetz, oder dem ÖPNV. Ich halte weder eine Piraten-Wasserversorgung,
noch ein Piraten-Stromnetz, noch einen Piraten-ÖPNV für sinnvoll.

4. freifunk.net ist durchaus auch eine politische Bewegung, denn es geht
um den Aufbau und den selbstverwalteten Betrieb von (diskriminierungs-)
freien und selbstorganisierten lokalen Kommunikationsinfrastrukturen und
den öffentlichen und anonymen Zugang zum Internet. Wir sind in diesem
partikular-politischen Sinne m.E.n. eine NGO oder altmodisch
"Bürger_innen-Initiative", ähnlich wie Amnesty-International oder
Greenpeace, etc. Das besondere an einer solchen Initiative ist es, dass
Menschen unterschiedlichster politischer Strömungen, sich gemeinsam für
ein spezielles Thema engagieren. So soll es m.E.n. auch bei freifunk.net
sein. Deshalb macht Piraten-freifunk für mich genauso wenig Sinn wie
Piraten-Amnesty-International oder Piraten-Greenpeace, etc. pp.  

5. Jeder kann auf seinen Node (Accesspoint) seine eigene Splashpage
machen und das Design dafür selber wählen. Wenn es also auf dieser Ebene
ein "Piratenfreifunk"-Thema gibt, spricht m.E.n. ganz grundsätzlich
nichts dagegen. Allerdings ist das für mich wie eine
"Piraten-Bushaltestelle" oder ein "Piraten-Wasseranschluss". Ich fände
es besser, wenn es auf der Splashpage um das lokale freifunk.net-Projekt
ginge und da z.B. steht, dass dieser spezielle Zugangspunkt (z.B. im
Parteibüro) von den Piraten zur Verfügung gestellt / unterstützt wird
(so wie es einige ja auch schon handhaben). Ein Peering mit und eine
Integration in das freifunk-Projekt ist jedoch m.E.n. obligatorisch.
Sonst sollte es garnicht erst freifunk im Namen führen.   

6. Es schadet freifunk.net, wenn sich einige Piraten so mit der Partei
in den Vordergrund drängen, denn dann werden uns die anderen Parteien,
Institutionen und Organisationen möglicher Weise nicht mehr
unterstützen. Wer freifunk.net also wirklich unterstützen möchte, der
sollte darauf verzichten, die Partei dabei so in den Vordergrund zu
drängen, so wie es alle anderen Unterstützer_innen in den Vergangenen 10
Jahren auch geschafft haben, sich nicht derart damit zu profilieren.

7. Wer jetzt denkt, dass die Freifunker_innen deshalb grundsätzlich
Piraten-feindlich sind, der ist doof! ;-) Viele Piraten sind und waren
freifunker_innen, auch schon lange bevor es die Partei überhaupt gab. Es
ist auch naheliegend, dass Leute, die sich für freie Netze einsetzten
auch zu Teilen bei den Piraten engagieren. Doch natürlich gibt es auch
außerhalb der Piraten Menschen, die diese speziellen Ziele verfolgen. 

Hier geht es also darum Partei-Propaganda und eine
Bürger_innen-Initiative auseinander zu halten. Die Piraten helfen uns
als Partei, in dem sie sich in den politischen Gremien und in der
politischen Diskussion für uns einsetzen, aber einzelne Piraten schaden
uns, wenn durch sie der Anschein erweckt wird, uns als Piratenfreifunk
"einkassieren" zu wollen.

Die meisten Piraten haben das (mittlerweile) verstanden. Wäre schön,
wenn die restlichen Piraten den vielen guten Bespielen in ihrer Partei
noch folgen würden.

Freifunk.net muss unabhängig bleiben! Das steht schließlich schon in
unserem Namen.

Just my 2 cents,

JuergeN



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