[WLANnews] Digitale Gesellschaft präsentiert Gesetzentwurf für Mitnutzung von WLANs

willi übelherr wube at gmx.net
Mi Jun 27 18:42:23 CEST 2012


lieber steini und alle,

ueber die eigene, gesellschaftliche basis zur entwicklung und konstruktion 
der hardware und systemsoftware und anwendungssoftware zu diskutieren, hat 
viel mit unseren philosophischen grundlagen zu tun. und da sind natuerlich 
die bedingungen in deutschland und venezuela extrem unterschiedlich. 
vielleicht reicht es fuer dich, ausgediente, der massenkonsumtion 
entlaufene, alte systeme zu verwerten. oder kraft der spekulativen 
waehrungsrelationen billigst neugeraete anschaffen zu koennen. das 
entscheidende ist, dass du und ihr keinen gestaltenden einfluss habt. und 
darueber solltet ihr nachdenken.

fuer uns hier in venezuela und lateinamerika gibt es andere praemissen. 
primaer die unabhaengigkeit, die faehigkeit zur selbstgestaltung, 
eigenverantwortlichkeit und selbstorganisation. darauf ruht unser interesse, 
die technischen infrastrukturen zur eigenen entwicklungsbasis aufzubauen.

das IP-protokoll auszutauschen, ist hier kein grundsaetzliches problem. im 
uebergang koennen wir immer formen der paketierung verwenden. die frage der 
motivation und intention steht hier im vordergrund. das IPv6, das 
ausschliesslich auf den interessen des militaers und der internationalen 
konzerne aufsetzt, hat fuer uns keine zukunft. routing-instanzen haben zu 
routen und nicht pakete in virtuellen adressraeumen zu verfielfachen. 
deswegen ist das multicast ein grosser schwachsinn fuer uns.

dynamische server fuer regionale verteilung in den knoten des netzwerks, das 
ist ok. damit laesst sich viel von unsinnigem pakettransport aufloesen. das 
gilt fuer jede art von streamservern, die sich dynamisch auf- und abbauen 
entsprechend dem bedarf.

aber nun zum sicherheitsproblem. zur notwendigkeit von anonymitaet. wir 
wissen doch alle, dass sie fuer staatliche und grosskapitalistische 
instanzen nicht existiert. sie haben alle daten, weil sie den zugang zu den 
verbindungsknoten, zu den zugangspunkten zum backbone, zu den sogenannten 
ISP's haben. die unwissenheit des senders gilt nur fuer uns. lies dir die 
texte von kapersky zum flame-virus durch. dann weisst du, wovon ich spreche. 
aber ich weiss genau, dass auch du die situation sehr gut einschaetzen 
kannst und koenntest, wenn du kritischer mit diesen fragen umgehst.

ich verstehe dich sehr gut, dass du so etwas wie einen freien raum der 
kommunikation suchst. und nicht willst, dass deine persoenlichen kontakte 
als geografisches mapping sichtbar gemacht werden koennen. aber genau das 
ist es, was existiert hinter verschlossenen tueren. damit wird sichtbar, mit 
wem du wieviel und ueber welche medien in kontakt stehst. und, was machst du 
dazu?

es ist eine illussion, der du anhaengst. wenn anonymitaet notwendig sein 
sollte, dann fuer alle. auch staatliche und militaerische und private 
instanzen. nur stellt sich dann sofort das problem, wie eigentlich das 
routing statt finden soll, wenn ich nicht weiss, wo der empfaenger ist. in 
deutschland, venezuela oder indonesien. das bitte ich dich, zu erklaeren.

mit lieben gruessen, willi



Am 27/06/2012 06:10 a.m., schrieb Steini:
> Hallo Willi,
>
> Am 27.06.2012 05:33, schrieb willi übelherr:
>> lieber steini,
>>
>> [...]
>> aber vielleicht sieht es mit der hardware bei euch aehnlich aus. und
>> deine formulierung "bastelloesung" deutet auf unzufriedenheit hin. im
>> bereich des file-sharing haben wir hier zum glueck keine probleme.
>> wohl im bereich der konstruktion von hardware.
> Der Zugang zu geeigneter Hardware ist nicht das Problem, gebrauchte
> Hardware bekommst bei uns für unter 10 € aufm Flohmarkt oder bei ebay,
> das sind dann häufig DSL-Router, die schon so fünf Jahre alt sind, aber
> noch ausreichend sind damit den Anfang zu machen. Für ca. 40 € gibt's ne
> Hardware, bis vor kurzem die in unsrer Community sehr beliebten
> Router-Stations von ubiquity, aber auch mit Standardhardware wie den
> TP-Link (sorry find grad die Nummer nich) macht's absolut Spaß. Von
> daher is jetzt mein Fokus nich die Verfügbarkeit von Hardware und da
> würde ich jetzt persönlich keine Energie reinstecken wollen, da können
> wir ruhig die Zweitverwerter aus der gut funktionierenden
> Konsumwirtschaft sein.
> Die Bastellösungs-Kritik betrifft hauptsächlich sehr fundamentale Dinge
> wie z.B. Paketunverträglichkeiten verschiedener Repositories oder allein
> schon dass man sich zwischen mindestens zwei Routingalgorithmen
> entscheiden kann/muss oder dass innerhalb der Freifunk-Community
> manchmal nicht kooperativ gehandelt wird, sondern gerne am eigenen
> System festgehalten und jede/jeder alle Fehler gerne selbst nochmal
> machen will... Trotz alledem findet Innovation statt, hauptsächlich
> privat getragen.
> Fast jedes Setup eines Freifunk-Knotens ist ein Unikat und meiner
> Erfahrung nach treten jedes mal neue, bisher unbekannte, Probleme auf
> womit Pflege und Ausbau aufwändig werden. In dem Zustand was 'Reife'
> betrifft muss man schon richtig Enthusiasmus mitbringen um sich da
> durchzukämpfen und seine handvoll Nodes am Leben zu halten, das könnte
> ich mir als Hemmnis für Neulinge vorstellen.
>>
>> [...]
>>
>> im bundesstaat merida, im westen von venezuela, in den anden, gibt es
>> ein aehnliches netzwerk. es ist als private domain organisiert und
>> wird mit proxy-servern betrieben. es hat auch den gleichen nachteil.
>> die einzelnen kommunen sind nicht unabhaengig und haben keinen eigenen
>> zugang zum internet.
>>
> Das finde ich ja sehr gut, auf kommunaler Ebene die Vernetzung im
> doppelten Sinne, also Mensch-zu-Mensch und Gerät-zu-Gerät, auszubauen,
> wo sich Kommunen und Staaten immer weiter zurückziehen und die
> Gesellschaften sich selbst überlassen.
>> unser konzept sind kommunale netze mit direktem zugang zum internet.
>> und wir streben ein neues IP-protokoll an mit geografisch definierter
>> IP-adresse, um das routing massiv zu vereinfachen. auch die
>> anonymitaet wollen wir aufloesen, weil nur die internationalen
>> militaer- und geheimdienstzentren daran interesse haben. fuer uns ist
>> es wichtig, zu sehen, woher der virus kommt. wie z.b. flame oder stuxnet.
>>
> uhhh da bin ja nun garnicht einverstanden! Nicht wegen einem neuen
> IP-Protkoll, da kann man jetzt trefflich streiten, ob das so sinnvoll
> ist was neues zu bauen, anstatt am bestehenden mitzumachen oder sich
> überlegen, ob man durch Konfiguration es evtl. so zu modifizieren, dass
> es deinen/euren Ansprüchen genügt.
> Der viel größere Aufreger für mich ist der Wunsch der Abschaffung von
> Anonymität. Das halte ich für eine sehr sehr bedenkliche Entwicklung,
> aus mehreren Gründen: Es gibt abseits von anonymen Internetzugängen
> massenhaft andere Möglichkeiten Viren/Trojaner oder andere Schadsoftware
> zu verbreiten. z.B. den PC in einem Copyshop oder in einem
> Internet-Café. Viel wichtiger ist aber Anonymität schützt vor
> Verfolgung. Nur im Schutze von anonymer Meinungsäußerung und der
> Recherche im Internet, können sich Menschen frei entfalten. Wir erleben
> doch momentan, wie immer größere Anstrengungen unternommen werden uns in
> Profilen zu erfassen und rauszufinden, was wir denken, was wir fühlen,
> wo sich jeder und jede von uns aufhält. Anonymität ist der Schutz für
> uns alle und Menschen in Ländern, die dort um Ihr Leben und Gesundheit
> sorgen müssen, weil sie einer Minderheit angehören oder eine andere
> Meinung haben. Daher würde ich euch eher ans Herz legen in jeden
> Netzwerkknoten einen Tor-Knoten einzubauen. Gleichzeitig dahingehend zu
> handeln, dass die Infrastruktur und Endgeräte so konfiguriert sind, dass
> Sie für Schadsoftware weniger anfällig sind oder die Auswirkungen nicht
> so gravierend sind. 100%ige Sicherheit gibt's nicht, aber wir können
> schon viel dafür tun. Auf dem Altar der Sicherheit die Anonymität zu
> opfern, halte ich aber für grob falsch.
>
> Ciao
>
> Steini
>> mit gruessen, willi
>>
>>
>> Am 26/06/2012 03:19 p.m., schrieb Steini:
>
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