[WLANnews] FF, Forum, Verein, etc.pp.

Juergen Neumann j.neumann at junes.eu
Sa Dez 22 15:46:46 CET 2012


Hallo freifunker_innen,

[ ... warum der neue Thread erklärt sich hoffentlich von selbst ... ]

Eines vorweg: insgesamt finde ich es total super, dass sich immer mehr
Leute für freifunk interessieren, mitmachen und machen! 

Wie es scheint, gibt es aber gerade ein wachsendes Durcheinander,
besonders im Bezug auf Zentralität versus Dezentralität,
"Dachorganisation" vs. Community, etc. etc.  

Und weil alles so schön frei ist, kann natürlich jede/r auch das daraus
machen, was er/sie will. Das ist logisch. Aber das heißt nicht, das es
nicht ein Grundverständnis geben kann und sollte, was wir teilen, wenn
wir uns als freifunker_innen bezeichen. 

Deshalb möchte ich gerne ein paar Gedanken dazu los werden, denen Ihr
gerne widersprechen könnt. Ich denke, es ist an der Zeit, eine gewisse
Positionsbestimmung zu diskutieren. Alle folgenden Punkte sind meine
Meinung. Ich spare es mir deshalb, das in jedem Satz noch mal extra
anzumerken:

1. Freifunk ist eine nicht-kommerzielle Initiative für freie
Funknetzwerke

Das bedeutet u.a., dass es nicht darum geht, freifunk Inc. zu gründen,
etc. etc. Werbung (außer wenn es sich bei Sponsoring nicht vermeiden
läßt), Geldverdienen, etc. etc. hat im Umfeld von freifunk.net nicht's
zu suchen. (Können Leute gerne machen, aber dann bitte nicht freifunk
nennen). 


2. Jeder Nutzer im Freifunk-Netz stellt seinen WLAN-Router für den
Datentransfer der anderen Teilnehmer zur Verfügung.

(siehe auch http://www.picopeer.net/PPA-en.html)

Es geht darum, _gemeinsam_ ein Netz aufzubauen, dass sich im Besitz der
_Gemeinschaft_ befindet. Es geht um den P2P-Gedanken, idealer Weise ist
Anzahl Knoten = Anzahl User und Anzahl User = Anzahl Admins. Das Netz
sollte den einzelnen Menschen gehören, die es gemeinsam formen. Ein
Mitwirken bei freifunk (gemeinsamer Aufbau freier Funknetzwerke) kann,
soll und muss nichts mit einer Mitwirkung in einem Verein zu tun haben.
Eine hierarchische Organisation (z.B. Verein) brauchen wir dafür nicht. 

Vereine brauchen wir natürlich dennoch, um Server zu mieten, Spenden
einzusammeln, Nutzungsverträge zu unterschrieben (z.B. für Dächer),
Räume zu mieten, Internetgateways zu betrieben etc.etc. Aber die Vereine
sollten sich immer als Fördervereine Verstehen, die im _Dienste_ der
Community handeln, nicht umgekehrt. Und sie sollten sich darauf
beschränken, wozu der Verein wirklich gebraucht wird.     


3. Die Freifunk-Community ist Teil einer globalen Bewegung für freie
Infrastrukturen. Unsere Vision ist die Demokratisierung der
Kommunikationsmedien durch freie Netzwerke!

Think global - act local. Ein wichtiger Grund für viele Probleme die wir
in der Welt haben ist, dass sich tendenziell immer mehr Leute in
Entscheidungen einmischen, von denen sie nicht betroffen sind und über
Probleme diskutieren, an deren Lösung sie nicht mitwirken. 

Jeder Mensch und jede Gruppe hat ein recht auf Selbstbestimmung. Wer
sich anderen anschließen möchte, tut dies freiwillig. Wir müssen nicht
_EIN_ freifunk sein, sondern wir können auch viele unterschiedliche
lokale Initiativen sein, die sich alle gemeinsam für freie Netzwerke
engagieren und diese in unterschiedlichster Form bei sich aufbauen. 

Dennoch sollten diejenigen, die dabei eine _gemeinsame Idee_ verfolgen,
sich auch über die lokalen Zusammenhänge hinaus zusammen tun und sich
gegenseitig unterstützen, sich helfen und solidarisch zueinander
verhalten. Das gilt bei freifunk für einzelen Häuser, Strassenzüge,
Kieze, Dörfer, Stadtteile, Städte und Regionen und auch über Landes- und
Staatsgrenzen hinweg.

Damit für andere erkennbar ist, dass wir die selben Ideen teilen und uns
gegenseitig unterstützen, ist ein gemeinsamer Name, Logo, Design, etc.
hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. (Mir gefallen die vielen
schönen lokalen Adaptionen des freifunk.net Logos! Die sind alle anders,
aber mensch erkennt, dass es sich um eine gemeinsame Sache handelt). 

Je näher die Abwandlung am gemeinsamen Design oder Namen ist, desto
besser kann sie als Teil eines größeren Ganzen erkannt werden. Mich
freut es, wenn ich das freifunk-Design in Webseiten gut wiedererkennen
kann.   

Nicht jede kleine Community hat die Kapazitäten, sich neben dem
Netz-Aufbau auch noch um eine eigene Website, Server, eine Karten-App
und dem Betrieb eines Wikis oder Forums zu kümmern. Deshalb ist es
prinzipiell gut, dass es solche übergeordneten Angebote gibt. 

Doch überall wo Konzentration entsteht, entsteht auch Macht und auch
eine größere Verantwortung. Deshalb sollten wir sie dort vermeiden, wo
sie nicht gebraucht wird. Das macht vieles einfacher. Und da wo wir
Konzentration brauchen und solche Angebote machen, sollten wir uns
unserer Verantwortung sehr bewusst sein und dürfen unsere Macht nicht
missbrauchen.

Praktisch: 

Alles was lokal gelöst werden kann, kann und soll lokal gelöst werden.
Wenn Hilfe von "außen" gebraucht wird, unterstützen wir uns gegenseitig
und helfen uns. 

=> "Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden werden!"

Deshalb tauschen uns regelmäßig untereinander über Community-Grenzen
hinweg aus und teilen uns unsere Erfolge und Misserfolge mit. Wir bieten
anderen die Möglichkeit, an unseren eigenen Erfahrungen und Gedanken
teilzuhaben und von unseren individuellen und gemeinsamen Fähigkeiten
und Fertigkeiten zu lernen und zu profitieren, soweit wir dazu in der
Lage sind. Wir schließen uns dort zusammen, wo wir es für sinnvoll
halten. Niemand ist zu irgendwas verpflichtet.  

Einen freifunk-deutschland e.V. o.ä. brauchen wir dazu m.E.n. nicht.

LG

JuergeN





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