[WLANtalk] WCW-talk/Diskussion zu Organisationsformen: Nachtrag FFHL

Linus Lüssing linus.luessing at web.de
Mo Jun 2 03:02:22 CEST 2014


Moin,

zunächst einmal vielen Dank an Sven-Ola und Jürgen für
diesen Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde. Es wurde ja
viel über die Krücke VPN-Exits gesprochen - und ja, eigentlich
ein sehr nerviges Thema, weil es sehr zentralistisch ist und
daher nicht viel mit der Kernidee von Freifunk zu tun hat.
Eigentlich will man als Freifunker doch lieber tolle, dezentrale
WLAN-Mesh-Netzwerke spannen, die in erster Linie doch garnichts
mit dem Internet sondern mit einem freien Intranet zu tun haben...
(mit der Hoffnung, dass das freie Intranet eines Tages zum neuen
Internet wird :P).

Zum Thema VPN-Exits wurde Lübeck ja einige male erwähnt und ich
wollte ganz gerne noch ein paar Dinge hierzu ergänzen (habe mich
natürlich nicht getraut, ins Mikro zu sprechen...).

Kurz für die, die den Deal zwischen Freifunk Lübeck und dem Freie
Netze e.V. nicht kennen: Es geht um einen Server zum direkten
Abschmeißen von Internetverkehr. Die Finanzierung, das Aufsetzen und
weitere Administrieren machen wir in Lübeck, die rechtliche Seite
wurde aber auf den Freie Netze e.V. übertragen.

1) Jürgen erwähnte, dass für den Freie Netze e.V. das kein
zukunftsweisendes Konzept ist: Sehe ich genauso und ist uns
bewusst. Das hatte sich beim letzten Chaos Communication
Congress mit der 10.000-Teilnehmer-Geschichte ja schon
herauskristallisiert, dass das so nicht "skaliert". Uns ist
bewusst, dass das maximal eine Übergangslösung ist.

2) Wir haben hier in Lübeck einen noch relativ jungen, kleinen,
chaos-nahen Verein, den Chaotikum e.V.: Dieser hat weder Juristen,
noch eine Rechtschutzversicherung und ist eigentlich auch noch viel
mit sich selbst beschäftigt, als das dieser Abuse-Handling (zumindest
zu jenem Zeitpunkt) handhaben konnte. Die Bestrebungen sind da,
bis Ende des Jahres entweder den Exit-Server auf das Chaotikum
e.V. umzuschreiben oder falls dieser nicht möchte, einen eigenen
Lübecker Freifunk-Verein zu gründen.

3) Diese Übergangslösung war es für uns aber meiner Meinung nach
trotzt viel bürokratischem Aufwand wert und kam genau zum
richtigen Zeitpunkt: Wegen des Bürgerschaftsbeschlusses und für
unsere Verhältnisse relativ großen Presserummel, war Freifunk
Lübeck hier in aller Munde und die Nutzerzahlen und Anfragen
explodierten. Das machte sich in der Bandbreite bemerkbar: Trotz
drei verschiedener, kommerzieller VPN-Exit-Anbieter war plötztlich
die meiste Zeit über nur noch weniger als 1MBit/s drin. Nach dem
tollen Bürgerschaftsbeschluss hörte man das Geraune und Gemurmel
von allen Seiten, oft wurden wir gefragt, warum dass denn so
langsam sei. Der ungesharte VPN-Exit mit weiteren 100MBit/s kam
dann genau richtig! Einige Wochen später und es hätte sich
vermutlich in die Köpfe der Lübecker eingebrannt, dass Freifunk
langsam und amateurhaft sei. Und gerade bei dem aggressiven
Vorgehen von Anbietern wie Kabeldeutschland oder Hotsplots hier in
Lübeck, hätte dass ansonsten einen riesen Dämpfer des aktuellen
Wachstums bis hin zur Abwanderung bedeutet, vermute ich. Seitdem
ein vierter VPN-Entry/Gateway-Server zusammen mit dem
VPN-Exit-Server vor 1.5 Monaten online gegangen sind, verdratet und
aktiv geschaltet wurden, herrscht bezüglich der
Geschwindigkeitsthematik aber erstmal wieder stille.

Daher auch nochmal vielen Dank an den Förderverein freie Netzwerke
e.V. für die Unterstützung!

Cheers, Linus


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