[WLANtalk] [EU] Reconfigurable Radio Systems (RRS) - Umfrage der EU

Christoph Franzen freifunk at alte-pflasterei.de
Sa Jun 13 20:03:50 CEST 2020


Am Sat, 13 Jun 2020 17:36:11 +0200 schrieb yanosz <freifunk at yanosz.net>:
> Hallo,
> 
> Am 13/06/2020 um 13.10 schrieb Christoph Franzen:
> > Hallo nochmal,
> > 
> > ist eine Weile her, wegen anderer Probleme antworte ich erst jetzt:
> > 
> > Am Mon, 1 Jun 2020 10:50:32 +0200 schrieb yanosz
> > <freifunk at yanosz.net>:  
> >> Am 01/06/2020 um 00.34 schrieb Christoph Franzen:  
> >>> Am Sat, 30 May 2020 21:36:26 +0200 schrieb yanosz
> >>> <freifunk at yanosz.net>:  
> >> Es ist gegenüber Punkten wie Menschenwürde vergleichsweise
> >> irrelevant.  
> > 
> > Ja, aber willst Du nur noch die ganz großen Probleme beackern? In
> > dem Fall kannst Du Cich von WlanTALK auch gleich abmelden, finde
> > ich…  
> 
> [...]
> 
> >>> Es hat nämlich im September bereits eine
> >>> von uns verpaßte für die Allgemeinheit in allen Amtssprachen
> >>> gegeben.    
> >>
> >> Ich weiß nicht, wenn Du mit "uns" meinst - ich möchte nicht dazu
> >> gehören.  
> > 
> > Das verstehe ich gerade nicht, wozu Du nicht gehören möchtest; es
> > gab  
> 
> Ich meine damit: Bitte gebe keine öffentlichen Stellungnahme in meinem
> Namen ab. Formulierungen wie "die deutsche Freifunk-Community sagt XY"
> finde ich nicht gut, da es hier dazu keinen Konsens gibt.
> 
> Falls das bislang nicht passiert ist, gut. Es klang ein wenig danach,
> dass es so passiert sein könnte.

Die Umfrage ist wieder weg, obwohl sie doch angeblich bis zum 19.
laufen sollte; soweit ich mich erinnere, konnte man eh nur grob die
Branche angeben – unter anderem Nichtregierungsorganisation und
Open-Source-Gemeinschaft.

Wie dem auch sei, in solchen Fällen lege ich Wert darauf, nur für Leute
zu sprechen, mit denen das auch abgestimmt ist, was unbestimmte
Gruppen wie „Freifunk an sich“ ja ausschließt.

Konsens dürfte ich der Sache zumindest dahingehend herrschen, daß wir
Dingen kritisch gegenüberstehen, welche die freie Kommunikation
behindern können, ohne dafür einen anderen, diesen Eingriff
übersteigenden Mehrwert zu bieten, was mir hier der Fall zu sein
scheint.

> > Kann man nicht beides machen? Was machst Du denn an dem ethischen
> > Problem? Dich nur drüber ärgern, daß es so ist doch wohl auch nicht?
> > Mir fehlt hier ein Vorschlag, was „wir“ denn stattdessen machen
> > sollten.  
> 
> IMHO:
> Die Frage ist, wie sieht ein ethisch vertretbarer Dialog mit der EU
> als Organisation. Es geht mir dabei nicht darum, nur noch die "ganz
> großen Probleme" zählen, sondern wie ich mich gegenüber der EU
> verhalte und wie ich die EU bewerte.
> 
> Der Spiegel berichtet von einem Todesschuss an der Grenze [1] "wohl
> von griechischen Soldaten". Die Kommissionspräsidentin bedankt sich
> bei Griechenland für das Vorgehen (Zeit) [2]. Als Kinderärztin an den
> hippokratischen Eid gebunden unterstelle ich Frau von der Leyen, die
> Situation auch ethisch bewertet zu haben.

Hmm, die Dissertation war von minderer Qualität und deutet eher darauf
hin, daß hier der Schau-Effekt im Vordergrund stand, wer weiß also, wie
ernst sie ausgerechnet den ethischen Aspekt des Berufes nimmt? Das ist
Spekulation.
 
> Nun könnte ich - wie Du - aktiv und direkt mit der EU zusammenarbeiten
> und eine möglichst brauchbare RED zu erstellen. Im Ergebnis würde dies
> vermutlich der europäischen Wirtschaft helfen, da sie brauchbare
> einheitliche Normen zur Verfügung hat. Möglicherweise hilft die RED
> auch bei Vertragsverhandlungen - Compliance kann schnell den
> Marktzugang für ausländische Hersteller erschweren; gegenseitige
> Anerkennung von Zertifizierung taugt als Verhandlungsmasse.

Mir geht es dabei in erster Linie gar nicht um wirtschaftliche Effekte,
die gibt es gegebenenfalls als Bonus obendrauf.

Durch Ignorieren kann man die EU jedenfalls auch nicht verbessern,
vielleicht sollte man doch in Erwägung ziehen, an den Stellen auf sie
einzuwirken, wo das geht.

> Das ist IMHO aber kein ethisch vertretbarer Weg. Einen Totschlag
> einfach als Elefanten im Raum stehen zu lassen finde ich falsch. Einem
> Totschläger dabei zu helfen, seine wirtschaftliche Macht und damit
> auch gesellschaftliche Relevanz auszubauen, finde ich falsch.
> 
> Wenn mich jemand auffordert, meine Meinung zu Themen mit EU-Bezug
> abzugeben (wie z.B. Du hier) gebe ich ihm (bzw. ihr) genau diesen
> Hinweis auf ethischen Gründe, die gegen eine Zusammenarbeit mit der EU
> und damit auch gegen eine Mitarbeit an der RED sprechen.
> 
> Oder - um Dich beim Wort zu nehmen:
> 
> "Wenn Du gar nichts tust, gewinnen die anderen, eben diejenigen, die
> was unternehmen."
> 
> Auf welcher Seite stehst Du? Auf der der EU, die etwas unternimmt und
> tödlich schießt oder auf der anderen?  Ich bezweifele, dass die etwas
> gewonnen haben, die hier etwas unternommen und geschossen hatten.

Das alles deutet darauf hin, daß Du die EU „von außen“ wahrnimmst, so
als könne man sich da heraushalten, das geht aber eigentlich nicht.

Die Unionsbürgerschaft bekommst Du ungefragt ans Bein gebunden,
(zusammen mit Deiner Staatsbürgerschaft); der Laden finanziert sich zum
kleinen Teil aus den Außenzöllen, überwiegend aber aus den
Umsatzsteuer-Einnahmen – immer wenn Du in einem Mitgliedsstaat etwas
kaufst, gehen (normalerweise) 0,3% von den Steuern an die EU, daneben
gibt es Beiträge nach Wirtschaftskraft, die letztendlich auch aus
Steuern bezahlt werden.

Es gibt ein Parlament, das Du mitwählen darfst, so daß sich der
Totschläger letztendlich erdreistet, auch in Deinem Namen gehandelt zu
haben; in seinem Weltbild hat er womöglich die Außengrenzen vor bösen
Eindringlingen für Dich geschützt.

Daß der im konkreten Fall vermutlich ganz überwiegend von griechischen
Steuern bezahlt wurde, tut dahingehend nicht viel zur Sache.
 
> Geht's beim Gewinnen durch Handeln wirklich um mehr als um das eigene
> Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit?

Wer weiß schon so genau, warum andere Leute dies oder das machen? Bei
„Berufspolitikern“ scheint mir die Tendenz zumindest hoch zu sein, daß
dem so ist. Die Ansicht, Altruismus sei nur eine Sonderform des
Egoismus, wo die Belohnung eben sei, daß man sich gut und wichtig
fühle, ist mir bekannt, die teile ich aber nicht, ich denke es kann
schon mehr dahinterstecken.

Viele Grüße, Christoph


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