[WLANnews] FYI: Petition für Netzneutralität

Allan Wegan allanwegan at allanwegan.de
Sa Jun 1 18:21:41 CEST 2013


> Also wenn ich einen langsamen Tunnel für Nicht-Freifunk anbiete, bin
> ich "netzneutral"? Ist nicht genau das (in etwa) das, was die Telekom
> will?

Ja. Das ist übrigends das, was die Telekom schon immer tat. So lange
durch diesen lahmen Tunnel (oder im Fall der Telekom Peerings nur mit
den Netzbetreibern, die gut zahlen) alle Pakete gleichberechtigt
watscheln, ist die Netzneutralität nicht verletzt.

Das Wahren der Netzneutralität allein enthält keine generelle
Zusicherung bestimmter Minimallatenzen, Übertragungskapazitäten oder
sonst wie guter Anbindung an bestimmte oder auch alle Teilnetze des
Internets.
Das Wahren der Netzneutralität bedeutet lediglich, dass es dem
Netzbetreibern und Zugangsanbietern egal ist, was durch die Leitung geht
- dass man also nicht beispielsweise extra zahlen muss, wenn man P2P
oder VoIP nutzen will, weil die Pakete dieser Protokolle sonst künstlich
ausgebremst oder blockiert werden.

Du kannst als Node-Betreiber also auch beispielsweise lediglich halbe
ISDN-Geschwindigkeit für Freifunk bereitstellen und dennoch netzneutral
handeln. Da wird dann zwar kein Freifunknutzer mit wirklich glücklich.
Aber netzneutralitätsmäßig ist es okay.
Gleiches gilt für die VPN-tunnel, durch die einige Freifunknetze den
Internetverkehr leiten, um sich gegen die Störerhaftung abzusichern.
Auch hier ist es keine Netzneutralitätsverletzung, wenn der Tunnel
generell lahm ist. Es ist aber eine, wenn er dies beispielsweise nur für
VoIP ist, bestimmte Sites geblockt werden oder anderweitig aufgrund des
Inhalts der Pakete blockiert oder verzögert wird.

Oft werden, zur Aufrechterhaltung der technischen Funktion erforderliche
Netzneutralitätsverletzungen, nicht als solche angesehen. Das betrifft
beispielsweise das Blockieren von DoD-Angriffen und IP-Spoofing. Aber
auch technisch vermeintlich nötige Blockaden bergen die Gafhr, als
Dammbruchargument (slippery slope) missbraucht zu werden. Technisch sind
Blockaden leicht zu errichten.


> Und VoIP, ACK, etc per QoS "bevorteilen" mag ich durchaus.

Normalerweise löst man als Zugangsprovider das QoS-Problem dadurch, dass
man den Nutzern eine bestimmte Übertragungskapazität bereitstellt und es
diesem dann überlässt, womit er diese füllt. QoS ist dann optional im
Router beim Kunden einstellbar und üblicherweise per Default an, sodass
der Normalnutzer nichts ändern muss, um ordentlich VoIP nutzen zu können.
Seit Jahren sind nicht die Backbone-Netze selbst, sondern die Server und
Endnutzerzugänge, der Flaschenhals. Deswegen brauchts kein QoS auf
Backboneebene.

Freifunk ist prinzipiell wie ein Zugangsprovider zu sehen. Hier ist
üblicherweise die bereitgestellte Übertragungskapazität des
Node-Betreibers (und möglicherweise der VPN-Provider, wenns um
Internetverkehr geht) der limitierende Faktor.
Möglicherweise kann da eine Verletzung der Netzneutralität im Sinne
einer Höherpriorisierung von VoIP-Diensten sinnvoll sein. Aber
keinesfalls ist irgendeine Entscheidung über die Transport-Würdigkeit
und -Priorität der Pakete nötig, so lange keine Staus drohen.



-- 
Allan Wegan
Jabber: allanwegan at erdor.de
ICQ: 209459114

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