[WLANnews] Video: Freifunk verbindet!

Werner Schultheiss ff at letras.de
Mo Apr 29 10:46:43 CEST 2013


Hallo Jürgen und DiskutantInnen,

> Werbung find ich persönlich doof! Eigentlich hab ich auch keinen Bock
> darauf, dass wir mit freifunk.net diesen ganzen Werbe-Schwachsinn und
> alles was dazu gehört unterstützen.

short: 
+1
Wenn jemand für das Video bezahlen will, dann kann das zwar in Ordnung
sein, bleibt aber eher unwichtig, weil wir PR und nicht Werbewirtschaft
betreiben.

long: 
Dein Statement unterstreicht den Wunsch, dass Freifunk nicht zur Ware
wird, sich also möglichst der Verwertungslogik der Warengesellschaft
und der Reklame entzieht. Freifunk ist zwar von Anfang an im Wesentlichen 
PR gewesen, doch gibt es wichtige kleine Unterschiede zwischen 
Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, die auch darin zum Ausdruck 
kommen, dass nicht blind jede Form der PR von vorneherein als nützlich 
betrachtet wird. Die Ausbalancierung der Interessen zu Gunsten des 
freiwilligen Engagements und zu Lasten evtl. ausgelassener, ökonomischer 
"Chancen" ist uns bisher, d.h. in den letzten 10 Jahren, ganz gut gelungen. 
Dabei hat auch niemand über das "normale" Maß an Selbstausbeutung hinaus
unter dem Mangel an betriebswirtschaftlicher Aggressivität gelitten.
Die Distanz zur allgegenwärtigen Verwertungslogik mussten wir nie besonders
unterstreichen, denn sie hat sich einfach aus der Praxis ergeben, weil die 
Waren und Produkte nie Zweck waren, sondern immer nur Werkzeuge. 
Diese Distanz ist meines Erachtens der Schüsselfaktor dafür, dass wir gut 
durch die (wenigen) Projektkrisen und die Engagementflauten gekommen sind. 
Die wenigen ernsthaften Versuche, das Projekt Freifunk unter dem Vorwand 
seiner angeblich erforderlichen "Professionalisierung" dahingehend 
umzugestalten, dass es monetär attraktiver und damit anfälliger für die 
Platzierung ökomisch potenter Partikularinteressen wird, haben sich jeweils 
schnell erledigt, weil niemand wirklich die damit einhergehende Entwicklung 
zur Beeinflussbarkeit durch Geld, genauer zur Käuflichkeit, einschlagen 
wollte - auch wenn manchmal durchaus Geld für Aktionsspielraum fehlte.
Es ist also kein Widerspruch, sondern nur konsequent, wenn man sich wie
Du dagegen wehrt, die Seele des Projekts wegen ein paar lumpiger Euronen 
an die Welt der Waren zu verkaufen und nicht Werbung per sé als etwas
Positives in den Raum stellt.

Danke dafür und herzlichen Gruß,
Werner



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