Die Knotenaufsteller

Steffen Winkler freifunk at steffen-winkler.de
Mo Aug 6 22:16:59 CEST 2018


Vielen Dank Markus,

das ist so gut zusammengefasst, dass ich mir die Mail aufhebe. Ich schreibe ja immer Mal was für die Zeitung und da kann ich das eine oder andere sehr gut verwerten.

Grüße von Steffen.

Am 6. August 2018 20:55:50 MESZ schrieb fff at mm.franken.de:
>Lieber Freifunker,
>
>ich übernehme hier mal die Rolle des "Knotenaufstellers" - Tim, Du
>weisst ja, dass ich mich durchaus auch in anderen Sphären bewege ;-) -
>und stelle mich (i.S.v.  Storytelling) in dieser Rolle mal vor.
>Vielleicht erkennt sich der eine oder andere ja darin wieder, oder
>erkennt Zusammenhänge, die vorher vielleicht nicht so klar waren.
>
>- - - -
>
>Als Knotenaufsteller bin ich Teil der wichtigsten Truppe von FF :-)
>Ich mache den Vertrieb. Ich bin der Schlüssel zum Kunden.
>
>Als Knotenaufsteller habe ich viele Aufgaben.
>Ich muss an Orten, wo viele potentielle Kunden sind, Menschen finden,
>die dort ein Fenster haben, wo sie einen Freifunkrouter aufstellen
>könnten. Dann muss ich herausfinden wie ich sie treffen und wie ich sie
>von der Idee überzeugen könnte. Nicht ganz einfach! Denn meistens haben
>sie Fragen oder gar Zweifel. Und dann muss ich erklären und begründen.
>Das ist der schwierigste Teil meiner Aufgabe.
>Hast Du schon mal jemandem erklärt, was "Freifunk" ist? wofür man das
>braucht? und wie es funktioniert? so, dass sie es auch /verstehen/?
>Schwiiierig...!
>Meistens muss man mehrmals hin, damit die Kunden verstehen, was sie
>bzw.
>wir davon haben.
>Und das ist erst der Anfang. Denn wenn er verstanden hat um was es
>geht,
>dann muss ich in seiner Wohnung oder seinem Laden Strippen ziehen, den
>Router flashen und anschliessen und testen. Und dann muss ich den
>Router
>im Betrieb überwachen und ggf. Störungen beheben.
>Nur ganz wenige Kunden sagen "aha, verstehe, mache ich selber".
>
>Wobei "Kunde" hier nicht ganz stimmt...
>
>Denn die echten Kunden nennen wir "Clients", also die Bürger, die
>Jugendlichen, die Armen, die Gäste, die Reisenden, die Geflüchteten.
>Also alle, die kein Internet haben (weil die Gegend noch nicht
>angeschlossen ist, die Provider nicht liefern können oder der Bagger
>die
>Leitung gekappt hat, die Bandbreite desolat ist, sie sich keinen
>Vertrag
>leisten können oder nicht dürfen, als Touristen keinen Zugang haben
>oder
>die Rooming-Gebühren nicht bezahlen können, oder weil von ihrer vom
>Taschengeld, Harz-4 oder der Sozialhilfe bezahlten Prepaidkarte schon
>Wochen vor Monatsende nichts mehr übrig ist).
>
>Viele Freifunker sind selbst Clients, also ihre eigenen Kunden. Weil
>sie
>endlich frei surfen können wollen (ohne Einwahldaten abliefern zu
>müssen, ohne beschnüffelt zu werden, ohne Content-Beschränkung, ohne
>Zeitlimit, ohne Werbung oder gar "personalisierte" Werbung).
>Und viele Freifunker finden das so gut, dass sie das ganze System gern
>verbreiten wollen, damit /alle/ in den Genuss dieser Freiheit kommen -
>sozusagen als politische Mission.
>
>Wobei: auch der Client ist nicht nur "Kunde" - er ist auch immer
>gleichzeitig potentieller Projektmitarbeiter! Idealerweise entwickelt
>er
>sowas wie "Dankbarkeit" und übernimmt - wie wir - soziale
>Verantwortung,
>hat Zivilcourage und politisches Engagement. Er hilft mit, indem er
>selber einen Router in sein Fenster stellt und wird damit "einer von
>uns". Ein weiterer Knotenaufsteller ist gefunden...
>Damit schliesst sich der Kreis - ein geniales Schneeballsystem :-)
>
>Du siehst: ohne Knotenaufsteller ist FF nichts :-)
>
>Wobei: auch das stimmt so nicht ganz...
>
>Im Hintergrund gibt es noch die, die die Firmware für die Router
>schreiben. Das ist ein höchst komplexe Aufgabe, und dafür braucht man
>hervorragende Spezialisten! Sie haben sich das ganze System ausgedacht
>und sorgen dafür, dass die Router das können und machen, was wir
>brauchen. Und dazu gehört noch viel mehr, als nur Firmware zu
>schreiben.
>Dahinter ist ein ausgeklügelt pfiffiges System, das dafür sorgt, dass
>nicht nur die Freifunker, sondern auch alle Clients frei surfen können.
>Und das Geniale: auch die Firmware ist frei und kann von jedem
>kostenlos
>benutzt und auch von Dritten weiterentwickelt werden. Damit verbreitet
>sich die Idee der Freiheit über unser Projekt hinaus und wir werden
>Teil
>einer noch viel grösseren und weltweiten Freiheits-Bewegung.
>
>Wobei: auch das können sie nicht alles alleine...
>
>Dahinter stehen Systeme die sie nutzen, aber die sie nicht selbst
>gemacht haben. "VPN" zum Beispiel, das uns eine Basis-Funktion für
>unsere Freiheit zur Verfügung stellt.
>
>Coole Typen, diese Firmware-Programmierer! und nett und immer
>hilfsbereit! Und immer wieder bemüht, ihre komplexen Dinge in
>verständliche Alltagssprache zu übersetzen und zu erklären. Sie haben
>ein eigenes Wiki, in dem sie alles für uns Knotenaufsteller Wichtige
>zum
>Verstehen und immer wieder Nachlesen aufschreiben.
>
>Und dann gibt es noch die Richtfunker :-)
>
>Die braucht man, wenn man keinen eigenen Internetanschluss hat, aber
>eine Sichtverbindung zu einem Freifunker, der einen Internetanschluss
>hat. Dann bauen die einfach eine Verbindung :-)
>Oder sie erklären einem, wie das geht und helfen dabei.
>Und weil ihnen das so viel Spass macht, bauen sie in ihrer Freizeit
>einfach schon mal Richtfunkverbindungen auf Vorrat und testen, wie weit
>sie damit kommen. Und sie kommen sehr weit! Vor allem, wenn es ihnen
>gelingt, auf hohe Gebäude zu kommen. Von Kirchturm zu Kirchturm sind da
>schon mal mehrere Dutzend Kilometer möglich. Und am anderen Ende holen
>sie sich das Internet von N-IX - kennst Du nicht? Ok, das würde jetzt
>zu
>weit führen - vielleicht ein andermal.
>
>Und dann gibt es noch die Netzwerker...
>
>Nein, nicht die Netzwerkspezialisten, sondern z.B. die Ministranten und
>die Mitglieder evangelischer Jugendgruppen, die den Pfarrer kennen und
>den Kirchenvorstand, und diese beschwatzen, bis wir auf den Kirchturm
>dürfen, wo dann die Richtfunker - aber das weisst Du ja schon ;-)
>
>Ok - das ist jetzt eine lange Geschichte geworden.
>Aber das Beste kommt noch:
>
>Alle zusammen bilden ein grosses soziales Netz.
>
>Jeder hat darin seine Aufgabe und erfüllt diese nach bestem Wissen und
>Gewissen - und manche übernehmen auch zwei oder mehr Aufgaben.
>Alle tragen zum Grossen Ganzen bei: die Ministranten, die Richtfunker,
>die Programmierer und noch einige mehr sorgen dafür, dass wir
>Knotenaufsteller einen guten Job machen können, damit viele Clients
>Freifunk nutzen und so zum Wachstum der tollen Idee beitragen :-)
>
>In diesem Sinne herzliches Dankeschön an alle!
>Euer Knotenaufsteller Markus
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