[Freifunk Franken] Die Sache mit dem Kommerz

Thomas Schubert huluvu424242 at gmail.com
So Sep 4 18:00:49 CEST 2016


Aus meiner Sicht liegt der Fehler an der Erstellung eines Wartungsvertrages.

Für mich ist Freifunk eine lose Vereinigung ohne Garantien (speziell 
auch keine Bandbreiten Garantien oder gar 24x7 Ausfallsicherheit). Damit 
gibt es für mich auch nur Non-Profit Szenarien wobei ich natürlich 
durchaus bereit bin Geld zu zahlen um z.B. die Gateway Bereitsteller zu 
unterstützen - z.B. über einen Verein wie evtl. dem F3Netze oder 
ähnliche Vereine oder Spenden.

Natürlich verstehe ich die Problematik mit dem resultierenden Dilemma:

* Zum einen wollen wir Freifunk verbreiten, möglichst flächendeckend und 
natürlich gerade im Hotel und Gaststätten Gewerbe.

* Zum anderen wollen wir für alle die gleiche Leistung anbieten (das ist 
für mich wichtiger).

Wenn also eine Hood für ein z.B. Hotel eine garantierte Bandbreite 
benötigt dann braucht es hier ein eigenes Gateway und natürlich eine Art 
Zugangskontrolle damit die Bandbreite nur an die in der Kalkulation 
eingeflossenen Endnutzer (also Hotel mit Gästen) weitergegeben wird.
Damit ergibt sich aber von selbst, dass wir uns nicht mehr im Pico 
Agreement befinden und damit außerhalb von Freifunk. Solche Dinge 
sollten aus meiner Sicht nicht über Freifunk Technik realisiert werden, 
sondern als eigene Netzlösung (durchaus mit Freifunk Routern aber anders 
konfiguriert). Auch das Durchschleusen von Datentransfer für solche 
Geschäftsmodelle halte ich für problematisch.
An der Stelle sollte man den Mut haben und die Dienstleistung als eigene 
Firma anbieten. Damit wäre dem Freifunk Gedanken ja auch geholfen, denn 
man hat wieder eine Lösung gefunden um Anderen den Zugang zum Internet 
zu ermöglichen (auch wenn dies nur ein kleiner Teilaspekt bei Freifunk 
ist). Natürlich wäre das dann eine Lösung ähnlich wie sorglosinternet 
aber daran ist ja auch nichts schlimm. All diese Lösungen führen 
letzlich die Störerhaftung ad adsordum und beleben der Markt.

Als Freifunklösung sehe ich nur die Möglichkeit für engagierte 
Gewerbetreibende in Ihren Hotels, Cafés etc. selbst Router aufzustellen 
und sich um deren Wartung zu kümmern. Natürlich steht die Freifunk 
Community den Leuten mit Rat und Tat zur Seite aber als Freifunker 
Betrieb und Wartung profitorientierter Unternehmen zu übernehmen sehe 
ich nicht als sinnvoll an. Das kann man mal zum Einstieg tun um die 
Leute an die Technik heran zu führen aber das sollte auf keinen Fall zu 
einem Standard etabliert werden. Und Garantien auf Bandbreite und 
Ausfallsicherheit gibt es halt bei Freifunk nicht. Bei Bedarf kann sich 
der Gewerbetreibende ja als Backup ein anderes Netz hinstellen. Soweit 
ich sorglosinternet verstehe, ist deren Preismodell für soetwas super 
geeignet, da man da wohl für spontan einen Monat kaufen kann. Auch 
könnte ich mir eine Preisgestaltung in der Zimmerkategorie vorstellen 
die Billigzimmer bekommen halt nicht garantiertes Freifunk und die 
Premium Zimmer garantiertes anderes Netz.

Wenn man sich mal so umhört oder in den einzelnen Hotels den Zugang 
testet merkt man auch als Hotelgast ganz schnell, dass die Hotels auf 
dem Markt scheinbar nur eher schlechte Anbieter finden. Wenn sich viel 
mehr Hotelgäste über die WLAN Qualität beschweren würden, könnte man 
evtl. auch feststellen das selbst ein nicht garantierter Freifunk Zugang 
noch deutlich besser ist als die aktuell garantierten anderen Zugänge. 
Kommt natürlich auf die Region an: Ich durfte vor kurzem Erfahrungen im 
Harz sammeln. Dort konnte man über den Hotelzugang nicht mal WhatsUp 
realisieren - wir sind dann immer zu einer Kirche mit Freifunk Router 
getingelt :)

Leider ne ganze Menge Text geworden, daher nochmal die Kurzfassung:

Premiumzugänge eher nicht. Garantierte Leistungen lieber in kommerzielle 
Firmen auslagern. Zusammenarbeit mit solchen Firmen natürlich 
willkommen, man kann ja gemeinsam die Routertechnologien (z.B. 
Unterstützung Modell XY + FAQ Erfahrungen) sowie die Firmwarelösungen 
z.B. auf github erarbeiten.

Ist alles natürlich nur meine Meinung und nicht in Stein gemeißelt :)

Thomas


Am 04.09.2016 um 14:24 schrieb Florian Schimmer:
> Hi Leute,
>
> schön, das die Diskussion so gut läuft :)
>
> habe mir schon gedacht, dass das mit dem "premium-Zugang" dann die 
> Grenze erreicht wird.
>
> Wie kann ich dann aber z.B. einem Hotel sicher genug Bandbreite zur 
> Verfügung stellen?
>
> Hier mal ein mögliches Szenario:
>
> Ich schließe einen Wartungsvertrag mit einem Hotel für sagen wir 20 € 
> / Monat ab.
>
> 10 € davon steck ich in meine Server um die Bandbreite garantieren zu 
> können /  10€ in die Betreuung.
> Für 10 € bekomme ich bei Hetzner ca. 10 TB Traffic.
>
> Um die Bandbreite auch wirklich dem Hotel zuzuführen, mache ich eine 
> neue Hood "Hotel xy" auf
> und stelle Router im Hotel auf, die sich mit dieser Hood verbinden.
>
> Das Hotel verbraucht 8 TB / Monat.
>
> Das ganze klappt wunderbar, bis die Nachbarschaft mitbekommt,
> da gibt es eine Hood, die wirklich rennt und um das Hotel baut sich ne 
> ganze Menge APs auf, die
> sich alle bei den Ressourcen der Hood bedienen.
>
> Was mach ich jetzt? Meine Rechnung geht nicht mehr auf. Ich kann 
> entweder mehr in die Infrastruktur stecken und mache Verlust,
> oder hinnehmen, dass das Hotel nicht mehr die zugesicherte Bandbreite 
> hat.
>
> Hab ich jetzt falsch kalkuliert?  Wie viel "Puffer" soll ich dann für 
> das FF-Netz vorhalten? Was passiert, wenn auch dieser Puffer 
> überschritten wird?
>
> Deshalb glaube ich schon, dass eine Art "Premium-Zugang" (furchtbarer 
> Begriff ;) ) notwendig sein kann.
> Vielleicht ist es vernünftiger, dass wir hier eine für uns akzeptierte 
> Quote festlegen?
> Wenn jemand mit kommerziellen Hintergrund z.B. 25 % seiner Ressourcen 
> dem Freifunk zur Verfügung stellt, sowohl vor Ort als auch auf dem 
> Gateway, könnte ich persönlich sehr gut damit leben und würde ihn auch 
> in der Community unterstützen wollen.
>
> Was meint ihr?
>
> LG,
> Flo
>
>
> Am 03.09.2016 18:11 schrieb Miki:
>> Hallo,
>>
>> ich beziehe mich mal auf folgendes Zitat von Christian:
>>
>>> - Z.b. seh ich es als absolut unproblematisch an, am Gateway eine
>>> generelle Geschwindigkeitsbegrenzung einzustellen (das ist genau das,
>>> was du auch am Router machen kannst).
>> Da die Ressourcen (sowohl technisch als auch finanziell) begrenzt
>> sind, müssen auf Routern und Gateways in der Regel Drosseln eingebaut
>> sein. Wir wollen sicherlich weder überlastete Server oder
>> zusammenbrechende Hausnetze, noch Mangel an Freiwilligen wegen
>> ausufernder Trafficgebühren. So eine Drossel wirkt jedoch nicht
>> selektiv für bestimmte Personen, sondern jede neue Verbindung wird
>> über den besten gerade verfügbaren Weg geroutet. Das widerspricht also
>> in keiner Weise der gebotenen Netzneutralität.
>>> - Grauzone wird es, wenn man die Begrenzung nur für einzelne User
>>> einstellt (Wie ist hier eigentlich der allgemeine Konsens? Wenn es
>>> techn. möglich wäre einzelne Poweruser in einer Hood zu begrenzen? Ok
>>> oder eher nein?)
>> Rein theoretisch finde ich diese Frage auch schwierig zu entscheiden:
>> Wie neutral muss Netzneutralität sein, wenn einzelne User die
>> Ressourcen übermäßig nutzen und damit die Gemeinschaft ausnutzen?
>> Praktisch finde ich es aber im derzeitigen Freifunknetz recht
>> akademisch.
>>
>> Ich nehme an, dass kein Poweruser 90% der Bandbreite eines Gateways
>> bekommen kann, während die anderen hunderte User sich die restlichen
>> 10% teilen müssen. Die bereitgestellte Brandbreite sollte sich
>> natürlich gleichmäßig auf alle aktuell vergebenen IPs eines Gateways
>> verteilen, was aber bestimmt eh längst so implementiert ist.
>>
>> Derzeit kann ein Poweruser, der gezielt Schwachlastzeiten für massives
>> Datensaugen nutzt, einen überproportionalen Anteil des Traffics
>> verursachen. Wenn aber in einer Hood die Gateways eh weitgehend
>> ausgelastet sind, gibt es wenig Schwachlast. Sind die Gateways in
>> einer anderen Hood hingegen nicht ausgelastet (also in
>> Schwachlastzeiten die Drosseln offen, weil das Daten-Freivolumen der
>> Gatewaybetreiber noch nicht aufgebraucht ist), dann ist es auch egal
>> wie viel da jemand saugt.
>>> - Ganz unschön wird es, wenn man eine generelle Begrenzung (erster
>>> Punkt) gegen € für einzelne User aufhebt (so wie es Flo beschrieben 
>>> hat)
>> DAS wäre für mich das absolute No-Go! Dann wären wir beim
>> Zwei-Klassen-Internet, was die großen kommerziellen Provider gerade
>> versuchen politisch durchzudrücken: Wer extra zahlt wird bevorzugt
>> geroutet, und die übrig bleibende Bandbreite teilen sich die
>> restlichen User.
>>
>> Liebe Grüße,
>> Miki
>> _______________________________________________
>> franken mailing list
>> franken at freifunk.net
>> http://lists.freifunk.net/mailman/listinfo/franken-freifunk.net
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