[Freifunk Franken] Hotspot oder Freifunk?

kwadronaut kwadronaut at autistici.org
Sa Feb 27 19:13:38 CET 2016


Hi,

Ich finde dieser Thread sehr interessant. Auch weil ich schon bemerkt
habe das meiner Meinung in der laufe des Jahren schon geschaukelt hat.


On 27/02/16 15:53, Tim Niemeyer wrote:
> Am Dienstag, den 26.01.2016, 01:47 +0100 schrieb Christian Dresel:
>> Thema 2:
>>
>> Ich frag mich schon einige Zeit, machen wir eigentlich Freifunk oder
>> betreiben wir eher Hotspots?
> Viele verkaufen es leider immer wieder als Hotspot. Vermutlich wissen
> viele Freifunker selbst nicht, dass es da eigentlich einen Unterschied
> geben sollte. Vielleicht ist es auch nur einfacher zu erklären.
> Oder es ist das was die Menschen da draußen hören wollen.

Das letzte trifft sehr oft zu.

>> Freifunk? Wohl kaum für mich ein klarer Hotspot. Wann wäre es
>> Freifunk? Vielleicht so:
[..]
>> Ich muss gestehen ich seh da keinen wirklichen Unterschied (bis auf
>> das genannte Beispiel von oben). Wann ist es Freifunk, wann ist es ein
>> Hotspot?

Für mich ist ein Hotspot so ein Ding das deine Daten durchleitet (zu
Anbieter von irgendwelche Services, webseiten, mailserver,...) und wo,
so weit wie möglich, das eigene Netz intransparent macht. Freifunk im
Gegensatz, bietet gerade an das man neugierig mal rein schaut und sich
Gedanken macht.

>> Machen wir das ganze nicht nur, um Internet zu bieten? Vermutlich hat
>> jeder den Gedanken irgendwo im Hinterkopf, nur irgendwie hab ich das
>> Gefühl will es niemand wahrhaben und man verdrängt es?
> 
> Für mich ist Freifunk in etwa der kleine Bruder vom Internet. Auch das
> Internet ist ja dezentral organisiert und *hust* Zensur resistent und
> *hust* sicher gegen staatlicher Eingriffe *hust* [zumindest global
> betrachtet: sein kann]. Es besteht aus vielen kleinen Autonomen-Systemen
> (Netzwerken). Um von einem ins andere zu gelangen benötigt man Peerings
> zwischen den Netzen. Fehlen einem Peerings um ein fremdes Netz zu
> erreichen, benötigt man Transit (durchleiten von Traffic durch das
> eigene Netz). Die Peerings sind meist "umsonst" bzw kostenneutral. Die
> Kosten für die Technik zum Übergabepunkt müssen von beiden Seiten
> bezahlt werden.

Manchmal wird bei Freifunk genannt das es ganz offen ist, das
jeden/jeder teilnehmen kann und darf. Und nicht nur das ganze Netzzeug,
aber auch was da drüber lauft *nur* weil man sich absprecht. Manchmal
mit Technische Protokollen, manchmal mit 'schön mit dir Kaffee zu
Trinken, lasst uns doch vernetzen!' Und genau *das* macht das Internet
lebensfähig: viele Autonomen Systemen sind klein genug um sich selber zu
organisieren, egal ob es in der Form von einer GmbH, Dorfstruktur oder
Verein lauft.[1] Klein genug für vertrauen und groß genug um sich zu
unterhalten mit die Nachbarsdörfern (z.b. ChaosVPN).

Meine Kritik gegen Kryptografische Konsens, Blockchain und reine
Technische Lösungen für Sozialen Problemen muss sich noch ein bisschen
auskristallisieren.[2] Aber was ich schon verraten kann, ist das
kleinere Gruppen mit selbst verwaltende Netzen ein Teil der Lösung sein
können, wenn sie sich Kritisch mit der Technologie auseinander setzen.

> Mein persönlicher Wunsch wäre es, wenn wir das gesamte Freifunk-Franken
> Netz von (außen betrachtet) als eine große Einheit betrachten könnten.
> In dieser Form, als ein Autonomen-Systems, mit möglichst vielen
> Peering-Punkten mit anderen Providern vernetzen. Innerhalb unseres
> Netzes würde ich mir hingegen wünschen, dass jeder Teilnehmer sich
> selbst die Peering-Punkte suchen kann und dort dann natürlich auch
> freien Transit bekommt. So gehen ist Freifunk-Franken dann ein eigenes
> Internet im Internet.

Das wäre schon. Dann denke ich auch wieder an Guifi.net.

>> Mich würde auch hier mal eure Meinung interessieren und ich hab mit
>> Absicht jetzt erstmal die Flüchtlingsheime nicht angesprochen.
> 
> Mit anderen Worten: Ja, wir machen das alles nur um Internet zu machen.
> Die Idee irgendwelche Netz-Internen Freifunk-Dienste anzubieten ist mMn
> Käse. War es auch schon immer. Meiner Meinung war das auch nie die Idee
> dahinter, das mit den Diensten war vermutlich mehr aus der Not heraus
> geboren, weil ein paar private "Spinner" eben nicht am Internet
> "mitspielen" durften.

Der letzte Satz verstehe ich nicht so ganz? Was ich selber schön finde,
ist das ich jetzt über die 'eigene' Netzen Diensten mit Freunden haben
kann. Sprich cold storage/backups. Mach ich jetzt nicht hier in Franken,
aber in andere Communities schon gemacht gehabt. Und ja, fast überall
ist das Teilen vom Netz mit Nachbarn in der Stadt was von 'mjaaaah
aber...,' und dafür ist Freifunk auch prima mMn.

> Ich denke der wichtige Unterschied ist:
> 
> Hotspot: Es handelt sich um einen (kostenlosen) Internet-Zugangspunkt
> für Einzelpersonen. Das selbe wie der DSL Anschluss zu Haus. Man kann
> seine Lieblingsdatenschleuder oder die Lieblingsbilderseite betrachten.
> Prima.
> 
> Freifunk: Die Menschen bauen zusammen ein Netzwerk auf. Sie betreiben
> Peerings untereinander. Letztlich genau so wie das "große" Internet eben
> auch, nur im kleinen mit weniger Verantwortung (Netz-Garantien) und
> deutlich weniger Kosten (Transit). Natürlich ist das Ziel einer
> Vernetzung auch immer, dass das Netz genutzt werden kann.
> 
> Von dieser Perspektive aus ist es mMn nach total gut, wenn Hotspots am
> Freifunk Netz betrieben werden. Allerdings sollte _jeder_ so gut wie er
> kann das Netzwerk mit ausbauen. D.h. der Gastrom steht mMn in der
> Pflicht außen an sein Geschäft oder besser auf dem Dach ein paar
> Antennen zu platzieren und damit ein Peer-Point bereit zu stellen. Dies
> spätestens dann, wenn irgendjemand eben nicht mehr den reinen
> Netzanschluss (Hotspot) sondern eben die Vernetzung (Peering/Freifunk)
> nutzen möchte.
> 
> Tim
>>
>> Christian

Es gibt noch eine menge andere Sachen die besprochen worden sind, aber
es reicht mir für Heute. Nur noch eines: ich spüre eine Frustration, das
zu wenig Leuten sich beschäftigen mit Software entwickeln,
dokumentieren,.. Was sind denn deine Erwartungen?
Wenn du ganz unglücklich sein möchtest: Clientzahl/firmware contributors
* 100. Die 437 Nutzer im Monitoring kann man auch nicht vergleichen mit
die zahl der Mitglieder beim Mailingliste. Persönlich sehe ich meistens
eine relativ gesunde Austausch von Menschen und Ideen, sowohl auf die
dev- als auch allgemeine liste.

kwadronaut.

[1]: als beispiel: https://coloclue.net/faq
[2]: ethnografisches bericht über wie/wer versucht Zukunft zu gestalten:
http://blog.neon.de/2015/12/verfluchte-karibik/ Ich finde das einen
Albtraum.

-------------- nächster Teil --------------
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