[Freifunk Franken] moralische Zwickmühlen beim Freifunken

Martin Schön mrtnschn at googlemail.com
Fr Sep 25 11:54:53 CEST 2015


In Chieming wurde im Sommer ca. 6 Wochen lang eine Turnhalle mit
Assylbewerbern bestückt. Nachdem die Gemeinde sich nicht in der Lage sah,
den an sich nicht genutzten DSL-Anschluss zum Anschluss eines FF-Routers
frei zu geben, habe ich via. eines Bekannten aus einem Wohngebiet heraus
mit einer Nano etwa 250 -300 m weit auf einen Hügel mit paar schattigen
Bäumchen und Friedhofsmauer hinübergefunkt. Was von den Refugees mit in der
Spitze bis zu 25 Connections offenbar gern genutzt wurde. Teile der
Bevölkerung sehen das ganz anders:


*Sehr geehrte Damen und Herren,Sie haben in Chieming, nach ihrem durch aus
nachvollziehbaren Motto, freies Internet für alle, 2 W-Lanstützpunkte in
Mitten eines Wohngebietes installiert. Ferner auch noch in unmittelbarer
Nähe des Eingangs zum Gemeindefriedhof. Siehe das Symbol auf Ihrer eigenen
Karte. Wie, gelinde gesagt unsensibel muss man dabei denken und erwarten,
dass dies ein ach so wichtiger Standort ist. Oder ist es die reine Not,
dass man jeden nimmt, der genau so wenig überlegt und die Sache zu Ende
denkt wie Sie. Kein Tourist, kein Gast geschweige denn ein Einheimischer
hat das Bedürfnis an diesem Standort ins Internet zu gehen. Die Folge ist,
dass dieser Standort ausschließlich von Flüchtlingen genutzt wird, die in
der Schulturnhalle untergebracht sind. Aktuell sind 13 Clienten und null
Einheimische eingeloggt. Seit mehr als drei Wochen versammeln sich hier um
dies W-Lan-Punkt täglich beginnend schon vor Sieben Uhr Morgens bis
teilweise nach Mitternacht bis zu zwanzig Personen und mehr. In zehn Meter
Abstand und auf Balkonhöhe (Schlafräume) wird man abgesehen von den
Essenszeiten mit allerlei orientalischen Klängen und Mentalität beschallt.
Bei allem Verständnis für diese vom Schicksal geplagten Menschen auf
Kommunikation, liegt es auch in Ihrer Verantwortung bei der Standortauswahl
auf die Betroffen in der Umgebung Rücksicht zu nehmen. Da versammeln sich
an der Friedhofsmauer mit Sichtkontakt in den Friedhof die mit der Heimat,
mit unter lautstark, kommunizierenden Personen, während gegenüber an den
Gräbern die Hinterbliebenen Ihrer Verstorbenen gedenken oder gerade zu
Grabe tragen. Ein Ort der Stille und Einkehr sieht anders aus. Sie scheinen
völlig zu ignorieren dass auch die Einheimischen und Anwohner Rechte haben.
Es ist schlichtweg ein Armutszeugnis Sie darauf hinweisen zu müssen. Ich
erwarte von Ihnen die Nennung der Personen die hierfür die Infrastruktur
bereitstellen, wohl wissend dass Sie sich vermutlich wie alle anderen auch,
zwar vieles herausnehmen, aber wenn es zum Schwur kommt, sich hinter dem
Datenschutz verstecken. Weiterhin erwarte ich von Ihnen an dieser Stelle
die Abschaltung beider W-Lan Einrichtungen. Denn spätestens wenn die
Flüchtlinge zu Schulbeginn anderswo untergebracht worden sind, ist dieser
an und für sich nutzlose Standort verwaist. Dann ist es auch nicht mehr so
weit her mit Ihren “ überall da, wo Bürger gewillt sind, sich von Ideen
begeistern zu lassen, Freiheitsrechte wahrzunehmen und zu verteidigen“.
Schon hier ignorieren Sie, dass Rechte mit Pflichten einhergehen. Lenken
Sie Ihre Energie und Verstand besser auf Projekte die Sie in Ihrem Ansinnen
eher weiterbringen.*

​
Sehr geehrter Herr ,
mit 2W Sendeleistung sind zwar Handys aber keine WLAN-Router ausgestattet,
die mit 100 evtl 200 mW.
Wir haben angesichts einer nicht benutzten DSL-Leitung für die Schule
natürlich die Gemeindeverwaltung angefragt, uns beim Wunsch, die
Flüchtlinge mit Internetzugang zu versorgenzu helfenund abschlägig Bescheid
erhalten.
Ja – der Router wurde am Ende da aufgestellt, wo es technisch möglich war,
von einer Standortauswahl kann mangels Wahlmöglichkeit nicht die Rede sein.
Das Bedürfnis, ein freies WLAN zu nutzen, kann in Deutschland nicht
nachempfunden werden – wie es müßig ist, mit einem Analphabeten über die
Bereitstellung von Literatur zu diskutieren.
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/smartphones-deutschland-verschlaeft-die-revolution-kolumne-a-1051044.html
Es tut mir leid, wenn durch diesen „Noteinsatz“ Ihre (Vor_)Friedhofsidylle
gestört wurde. In einer Güterabwägung von Menschen- und Freiheitsrechten
kann man natürlich auch in dieser Situation zu unterschiedlichen
Auffassungen kommen. Jedenfalls geht es hierbei nicht darum, dass ich mit
der Aktion mein persönliches Interesse eigennützig über das Interesse
anderer Menschen stellte, mir irgendwelche persönlichen Vorteile zu
verschaffen versuchte. Offensichtlich habe ich mit der Installation einer
großen Zahl Menschen viel Freude und Erleichterung verschafft. Es tut mir
auch leid, dass Sie sich da nicht mitfreuen konnten/könnten.
Bitte entschuldigen Sie die späte Antwort. Martin Schön
​
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