[Freifunk Franken] BR - Was ist Freifunk? - falsche Argumente für die "richtige" Sache?
Ralph Lindner
rl at agentur-lindner.de
Do Apr 23 10:18:26 CEST 2015
> BR Was ist Freifunk?"
> https://meyer24.eu/owncloud/index.php/s/eHe8EB60NoNm90W
Nettes und wohlwollendes Video, Danke - ist aber leider totaler Quatsch.
Ich bin nicht der Meinung, dass man mit falschen Aussagen argumentieren
sollte - auch nicht, wenn man die Sache toll findet.
In der Praxis besteht das Freifunk-Netz nicht aus einem Maschennetz, das
auskommt ohne Dienste kommerzieller Provider zu nutzen.
Dazu müsste die Reichweite und die Dichte der Nodes wesentlich größer
sein. Jeder Node müsste per WLAN direkt mit mehreren anderen Nodes
vernetzt sein - so wie in der Grafik des Videos eben. In der Praxis gibt
es aber nur Inseln, die ausnahmsweise mit anderen Inseln über WLAN
Richtfunkstrecken vernetzt sind. Ansonsten findet die Vernetzung der
Nodes untereinander über die Internet-Zugänge der Nodes statt. Beim
Einsatz handelsüblicher WLAN-Router in Wohnräumen müsste quasi in jedem
benachbarten Haus mindestens ein Freifunk-Router stehen.
Selbst dann käme das Freifunk-Netz nicht ohne Internetgateways aus, da
so ziemlich alle genutzten Dienste eben nicht im Freifunk-Netz bereit
gestellt werden, sondern im Internet. Ohne die Mitnutzung der privaten
Internetzugänge kommerzieller Internetprovider gäbe es kein Freifunk.
Bei den meisten Freifunk Nodes gilt doch: Hätten sie keinen
Internet-Zugang, wüsste Netmon nicht mal, dass es sie gibt. Wir können
ja testhalber alle mal zu einem vereinbarten Zeitpunkt unsere
Internetzugänge kappen und mal sehen, was dann innerhalb von ein paar
Stunden mit dem Freifunk-Netz passiert. Wäre gespannt, wie viele Nodes
dann in Netmon noch angezeigt werden...
Habt Ihr Lust auf den Versuch?
"Abhörsicher" - was soll an Freifunk abhörsicher sein? Die
unverschlüsselte Verbindung zum Router oder die unverschlüsselte
Übertragung innerhalb des Netzes?
"Neutrale und zensurfreie Datenübertragung" - innerhalb des
Freifunknetzes ja - aber wie viele Daten die über das Freifunk-Netz
gehen werden auf ihrem Weg zum Ziel denn nicht irgendwann über das
Internet geroutet?
Das vieldiskutierte Grundrauschen ist IMHO aus einem anderen Grund
völlig inakzeptabel. Ein autarkes Mesh-Netz ist eine gute Idee - wenn es
denn auf mobilen Geräten basiert, die Datenübertragung verschlüsselt und
ggf,. anonym statt findet. Mobile Geräte sind die Zukunft, nicht mehr
der PC und die FritzBox zu hause. Jedes Smartphone müsste problemlos
Freifunk-Node sein können - ohne dem Benutzer und sein Traffic-Konto
übermäßig zu belasten. So ließe sich eine hohe Dichte an Nodes erzielen
- und das Freifunk-Netz wäre autonom und automatisch dort stark, wo
viele Nutzer sind. So ein Netz, das wäre innovativ, revolutionär und ein
gesellschaftlicher Fortschritt.
Ich meine, wenn die technische Basis bei einer Dichte, wie sie nötig
wäre um ein von privaten Internetgateways unabhängiges eigenes Netzwerk
zu betreiben (das wären in Nürnberg dann schon locker mal ein paar
Tausend Nodes) schlapp macht und die Integration mobiler Geräte
üblicherweise keine Option darstellt - dann stimmt was mit dem Konzept
nicht. Soll Freifunk mehr werden, als eine technische Spielwiese und
soll es wirklich mal als autarkes Netz existieren? Wenn ja, wie soll
diese Entwicklung geschehen? Ich kann leider nicht programmieren und
deshalb nicht selbst an der Entwicklung mitarbeiten, aber ich wäre ein
großer Fan eines solchen autarken mobilen Freifunk-Mesh-Netzes.
Wer könnte so etwas entwickeln? Wer könnte Geld locker machen um die
Entwickler zu bezahlen? Welche technische Netzwerkinfrastruktur könnte
dazu dienen die Abhängigkeit von privaten Internetzugängen zu beenden?
Und immer wieder die Frage: wer zahlt´s? Bei der Frage wer zahlt´s
könnte man sich mal überlegen, wer von so einem Netz - außer den Nutzern
profitieren könnte.
Viele Grüße
Ralph
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