[Freifunk Franken] 2 Dinge, die mich an Freifunk stören

Scheese Freifunk freifunk at scheese.de
Fr Apr 3 13:11:50 CEST 2015


Hallo Ralph,

ich möchte an dieser Stelle auch noch meinen Senft (oder Ostereier) dazu
geben.
Zu1.)
Man sollte Datenvolumen nicht als Resource, wie z.B. Strom und Wasser oder
Öl und Gas betrachten. Es wird nichts verbraucht was man anfassen kann und
irgendwie mit einem Energieerhaltungssatz in Verbindung gebracht werden
könnte. In dem Moment, in dem der Verbrauch stattfindet, ist er auch schon
wieder vorbei. Die Leitung wird nicht abgenutzt und nicht erwärmt. Nachdem
Daten durch ein Netz übertragen wurden ist alles wie vorher. Die einzige
Instanz, für welche der Datenverbrauch interessant ist, ist der
Internetprovider. Der zählt die Daten an der Leitung für die man bezahlt.
Gehen wir einmal von meinem VDSL mit 50Mbit/s Down und 10Mbit/s Up ohne
Drosselrate aus. Rein rechnerisch und theoretisch würde dies bei dieser
Leitungskapazität bedeuten, dass ich 50Mbit/s + 10Mbit/s = 60Mbit/s
übertragen kann.
Das bedeutet dann ca. 60Mbit/s * 3600s * 24h * 30Tage = 155520 GB/Monat. Und
Du regst Dich wegen 60GB/Monat auf? 
Das entspricht nicht einmal 0,5 ‰ der möglichen Übertragungsmenge des von
mir bezahlten Anschlusses! (So, ich hoffe ich habe keinen Rechenfehler
gemacht. Wenn ja dann bitte zerlegt mich jetzt. ;-) ) 
Ich möchte jetzt nicht ausrechnen wieviel Datenvolumen ich erzeuge wenn ich
mit T-Entertain zwei HD-Streams (zwei Fernseher)  Tag und Nacht laufen
lasse. Über dieses Volumen spricht merkwürdigerweise keiner. Wenn ich die
zwei Streams mit DVB-Viewer o.Ä. auf zwei PCs laufen lasse regen sich alle
über das entstandene Datenvolumen auf. (Nur so viel zur Netzneutralität)
Was will ich damit sagen? Woher kommt die, für mich sehr merkwürdige
Annahme, dass 60GB Datenvolumen pro Monat viel ist? Diese Zahlen
(50-300GB/Monat) sind doch nur ins Gespräch gekommen, als diverse ISPs  mit
Ihren Drosselrate-Geschäftsideen versucht haben, mehr Geld aus Ihrer
Kundschaft zu saugen und sich gegen Kapazitätsinvestitionen in Ihrem Netz zu
schützen! 
Mir ist auch klar, dass wenn jeder seinen Anschluss zu 100% auslasten würde
wir den Laden zu machen können. Aber es kommt halt einfach auf die
Verhältnismäßigkeit zwischen Anschlussgeschwindigkeit und möglicher
Kapazität an. Aber so wird einem kein Internetanschluss verkauft weil man so
kein Geld verdienen kann.

So, und jetzt komme ich noch zu einen anderen Erkenntnis. Es gibt Traffic-
und rechenleistungsintensive Routingprotokolle. Wenn ich mich für das
rechenleistungsintesive Protokoll entscheide, dann verbrauche ich messbare
Resourcen. Nämlich mehr ENERGIE aber dafür weniger Traffic. Welche Model ist
jetzt, naturwissenschaftlich betrachtet, besser????
Seht doch die Dinge nicht immer nur durch die Brille eines IPSs. 

Zu 2.)
Hier möchte ich gar nicht so genau auf Deine Aussage eingehen.
Freifunk ist viel mehr als ein Radweg neben der Autobahn. In meinem Fall
verwende ich FF oft um herauszufinden welche Services von IPS gesperrt,
gedrosselt oder bevorzugt behandelt werden. (Bsp: Geo-IP-Sperren)
Eine weitere Betrachtung ist die Wertschöpfungskette. Nehmen wir einmal an,
dass ein ISP (Kabel oder Telekom oder sonst wer) eine Hotspotlösung in einer
Gemeinde oder Stadt anbietet. Der ISP lässt sich solche Lösungen richtig gut
bezahlen und auch noch einmal indirekt über teure Verträge Ihrer Kundschaft,
damit man sich "kostenlos" ohne Werbe- oder Kapazitätseinschränkungen oder
sonstiger Portsperr-Geisselungen  und Landingpage Geschichten einloggen
kann. Der Logik nach wird hier Geld aus einer örtlich begrenzten
Gemeinschaft von der Industrie in eine andere Region, oder noch schlimmer,
andere Kapitalgesellschaften und somit global  transferiert. Diese Tatsache
trifft ja bekanntlich überall auf der Welt auf. Arme werden Ärmer und Reiche
werden noch reicher.  Mit Freifunk kann man dieses Problem etwas abdämpfen,
denn die Gemeinschaft kann hier nicht so leicht von den Großen, mit immer
undurchsichtigeren Geschäftsmodellen, ausgenommen werden. Der Ertrag der
Wertschöpfung kann leichter vor Ort gehalten werden. 
Ich kann mich anonym im Netz bewegen!!
Das Netzwerk kann nicht einfach abgeschaltet werden.
Das Roaming zw. den Knoten funktioniert einwandfrei.
Jeder kann selbst eine Hotspotlösung anbieten. Man braucht keinen bezahlen
Serviceanbieter.
Etc....

Ich habe heute Zeit. Es ist Ostern. Bin gespannt, obs weitere Diskussionen
gibt.   

Martin



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: franken [mailto:franken-bounces at freifunk.net] Im Auftrag von Ralph
Lindner
Gesendet: Donnerstag, 2. April 2015 12:07
An: franken at freifunk.net
Betreff: [Freifunk Franken] 2 Dinge, die mich an Freifunk stören

Liebe Freifunker,

Freiheit ist mir wichtig - deshalb bin ich vor einiger Zeit bei Freifunk
gelandet habe einen Node eingerichtet (der derzeit offline ist) und habe
auch bei einigen Leuten die Werbetrommel gerührt.

Es gibt aber zwei Sachen, die mich sehr stören, und die ich loswerden
möchte:

1.) 60 GB Traffic als Grundrauschen ohne aktive (menschliche) Nutzung sind
mir zu viel.
Entgegen der geäußerten Meinung, dass Internettraffic nichts kostet sondern
quasi von selbst die Ressourcen entstehen, wenn sie nur genutzt werden, bin
ich der Meinung, dass jede Generierung von Traffic auch irgendeinen Sinn
haben sollte. Dies mag durch Pornogucken oder Robots die das Internet
crawlen verursacht sein, aber in jedem Fall steht Traffic ein "Nutzen"
gegenüber. Ein "Parallelnetz", dass Internettraffic in dieser Größenordnung
generiert nur um als Parallelnetz zu existieren
- ist IMHO Unsinn. Wobei ich eine technische Frage anschließen möchte: 
Wenn sich 3 Nodes gegenseitig in Funkreichweite befinden - generieren die
dann auch (jeweils oder alle 3 zusammen) so viel Grundrauschen im Internet?

2.) Jeder will mobiles Internet - keiner (außer den
Freifunk-Software-Entwicklern) will ein Freifunk-Netz. Stört es eigentlich
niemanden, dass alle "nur" Internet und niemand ein Freifunk-Netz wollen
aber Freifunker so tun, als würden sie etwas anderes machen als einen
ineffektiven Internetzugang? Sagt mir bitte jemand mal einen Grund für die
Nutzung des Freifunk Netzes? Wozu einen Jabber-Server im Freifunk-Netz -
wenn ich den einfacher ins Internet stellen und dort ALLE erreichen kann -
nicht nur Freifunker? Wozu VoIP-Telefonie im Freifunk-Netz, wenn wir doch
kostenlos im Internet Videotelefonie oder IP-Telefonie nutzen und betreiben
können? Weder ist das Freifunk-Netz in irgendeiner Weise sicherer vor
Angriffen, noch schützt es deren Benutzer besonders. Weder vor Missbrauch,
noch vor Angriffen. Es mag ja sinnvoll sein, parallel zu einer Autobahn auch
noch einen Radweg zu bauen, falls man mit dem Fahrrad unterwegs ist - aber
das Freifunk-Netz erscheint mir als würde man Autos auf dem Radweg neben der
Autobahn schieben anstelle damit auf der Autobahn zu fahren.

Ich hoffe niemand fühlt sich durch meine kritischen Anmerkungen irgendwie
angepisst. Ich finde es toll, dass es Initiativen wie Freifunk gibt und bin
begeistert von den technischen aber auch sozialen Aspekten und der Arbeit
der aktiven Entwickler und Unterstützer. Aber ich für meinen Teil frage mich
halt auch immer : Wozu - und was will und kann man womit erreichen?

Viele Grüße
Ralph



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