Freifunk < > Hotspot

Stephan Jauch stephan at freifunk-erfurt.de
Fr Aug 19 01:35:10 CEST 2016


Hallo,

> On 19.08.2016, at 00:52, Marvin Beer wrote:
> Inhaltlich hätte ich folgendes zu sagen: Freifunk bedeutet FREIfunk.
> Egal ob 10 oder 100 Cent Pro Monat, sobald es zu einer Splash Site oder Kosten für derartige Dinge kommt, bin ich raus. Ich bin nur ein kleiner Teil des FFEF aber Prinzipien sind dafür da um eingehalten zu werden. Auch eine Möchtegern-AGB (zB EVAG - D2) oder Volumenbegrenzungen Lehne ich ab.
> 

es ist ja klar, dass für Freifunk - das WLAN - keine Kosten entstehen (außer den “10 Euro im Jahr”), aber wir haben es hier im weitesten Sinne mit einer Dienstleistung am Uplink zu tun. Ich weiß gar nicht, ob es in Erfurt einen Konsens über die Hoheit des Internet-Uplinks gibt, ob der auch zum Punkt “Freier Transit” gehört. Freifunk sollte sich geläufiger Meinung nach dem Pico Peering Agreement unterordnen: http://www.picopeer.net/PPA-de.shtml <http://www.picopeer.net/PPA-de.shtml>

Ich paste noch mal:

1. Freier Transit

	• Der Eigentümer bestätigt, freien Transit über seine freie Netzwerkinfrastruktur anzubieten
	• Der Eigentümer bestätigt, die Daten, die seine freie Netzwerkinfrastruktur passieren, weder störend zu beeinträchtigen noch zu verändern.

2. Offene Kommunikation

	• Der Eigentümer erklärt, alle Informationen zu veröffentlichen, die für die Verbindung mit seiner Netzwerkinfrastruktur notwendig sind.
	• Diese Information soll (muss?) unter einer freien Lizenz (free licence) veröffentlicht werden.
	• Der Eigentümer erklärt, erreichbar zu sein und wird dazu wenigstens eine E-Mail-Adresse bekanntgeben.

3. Keine Garantie (Haftungsausschluss)

	• Es wird keinerlei garantierter Dienst (Betrieb, Service) vereinbart. (Es gibt keine Garantie für die Verfügbarkeit / Qualität des Dienstes.)
	• Der Dienst (Betrieb, Service) wird ohne Gewähr bereitgestellt, ohne Garantie oder Verpflichtung jedweder Art.
	• Der Dienst (Betrieb, Service) kann jeder Zeit ohne weitere Erklärung beschränkt oder eingestellt werden.

4. Nutzungsbestimmungen

	• Der Eigentümer ist berechtigt, eine akzeptierbare Benutzungsrichtlinie (use policy) zu formulieren.
	• Diese kann Informationen über zusätzlich (neben den grundsätzlich) angebotene Dienste enthalten.
	• Dem Eigentümer steht es frei, die Richtlinie selber zu formulieren, so lange diese nicht den Punkten 1 bis 3 dieser Vereinbarung widersprechen (siehe Punkt 5).

5. Lokale (individuelle) Zusätze

	• Hier können vom Eigentümer selbst Ergänzungen zur Vertragsvereinbarung vorgenommen werden.

Der Punkt 4., die “use policy” kann man IMHO so auslegen, dass ein Dienst (“Internet”) eigene Richtlinien haben darf. Wir bewegen uns mit “Freifunk und kostenloses Internet” auf einer Ebene, die wir selbst noch nicht ganz durchdefiniert haben.

1. kann ich mein Uplink jederzeit abschalten. Dann habe ich zwar eine Offline-Wolke, aber reines Freifunk. Es könnte jederzeit ein neuer Knoten in der Nachbarschaft dazukommen und meshen (PPP erfüllt).
2. ich tunnel zwar den Traffic zu unseren VPN, aber ich bin nicht Eigentümer des Routers auf der anderen Seite des DSL-Anschlusses. Wenn mein ISP anfängt zu filtern, habe ich auch kein reines Internet mehr. Echte Netzneutralität kann nur innerhalb des Freifunk-Netzes garantiert werden.
3. Ich kann theoretisch auch einen Bezahldienst (“Die lustigsten Kuhfotos”) auf einem Server im Freifunk-Netz anbieten und verletze nicht das PPP (1 bis 3 erfüllt).

Wir (die Aktive der Flüchtlingsunterstützung) haben uns die Sache mit dem kostenlosen Internet selbst mit vorangetrieben und mir war zumindest immer bewusst, dass es schnell zur Selbstverständlichkeit wird, wenn Freifunk reibungslos funktioniert.

Andererseits - kleine Anekdote zur späten Stunde: auf dem Fussweg vor meinem Fenster steht fast jeden Tag eine Schülerin und telefoniert / chattet meist über eine Stunde in der Reichweite des Freifunk-Knotens. Sie wird es einfach nutzen, weil sie vielleicht zu Hause kein Internet hat oder weil ihr es die Eltern nicht gestatten. Sie wird aber vermutlich nie zu einem Freifunk-Treffen kommen oder selbst einen Knoten aufstellen, weil es für sie einfach nur ein richtiger Hotspot ist.

Jeder muss für sich entscheiden, welchen Sinn Freifunk als freies WLAN haben soll. In Erfurt sind wir mehrheitlich der Meinung, dass wir kein Hotspot-Netz aufbauen wollen, also nicht hausieren und in Geschäften dafür werben. Wenn das jemand tut und Spaß und Erfolg damit hat, ist es ok, solange Freifunk Erfurt sich dadurch verbessert, neue Leute begeistert und sie die gesellschaftliche Idee dahinter verstehen. Ich habe die Freifunk-Flüchtlings-Unterstützung durchaus mit vorangetrieben, daher werde ich eine sinnvolle Lösung finden, damit die Sache für alle weitergeht.

Viele Grüße
Stephan


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