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[Stephan Jauch]

Hallo,

> On 2. May 2017, at 08:51, Holger Kaffka <hkaffka at gmx.de> wrote:
> 
> Hallo in die Runde,
> 
> dann stelle ich doch meine Fragen mal in die Runde: Mir geht es darum
> das Prinzip von Freifunk besser zu verstehen. Ich habe kapiert, dass ich
> einen Router mit einer speziellen Firmware aufstellen kann, der dann
> freies WLAN bereitstellt.

ja, und nicht nur einfach ein offenes (unverschlüsseltes) WLAN, sondern ein dezentrales WLAN, welches sich automatisch mit gleichartigen Geräten in der Nachbarschaft verbindet und das WLAN-Signal sozusagen erweitert, so ähnlich wie ein WLAN-Repeater.

> Davon habe ich was, weil der Datenverkehr anonymisiert ist. Vor allem
> aber profitieren diejenigen, die um unser Haus herum in der Stadt
> unterwegs sind, weil sie halt WLAN finden. Beides finde ich gut.

Nein, es wird nicht anonymisiert und auch kein spezieller Schutz für die WLAN-Endgeräte (Smartphones, Laptops) erzeugt. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Freifunknetz selbst keine Anonymisierung oder Verschlüsselung mitbringt. Die Nutzer des WLANs können aber barrierefrei und ungefiltert/unzensiert die Dienste im Freifunknetz nutzen. EIN solcher Dienst ist der Zugang zum Internet, der aber nicht mehr eigentlicher Bestandteil von Freifunk ist, sondern von uns als der immer noch wichtigste und sinnvollste Dienst angeboten wird. Der Internetzugang ist auch wieder frei und unzensiert und ermöglicht eine vermeintlich kostenlose und anonyme Nutzung. 

Sie ist aber nicht kostenlos - die Kosten tragen einige Förderer durch Mieten und Pflegen von Servern im Internet. Und die vielen DSL- und Kabelmodem-Anschlüsse der Freifunker kosten natürlich auch monatlich etwas. Der Internetzugang ist aber nur möglich, weil wir in Erfurt, aber auch bei den über 200 anderen Freifunk-Communitys in Deutschland, die Störerhaftung durch eine Kaskade von VPN-Servern umgehen. Die Server laufen wiederum bei Vereinen mit Provider-Status oder bei anonymen Betreibern. Nach “außen” sind einzelne Nutzer nicht mehr identifizierbar.  

Wir in Erfurt haben uns darauf verständigt, Freifunk nicht als “drahtloses kostenloses Internet” zu bezeichnen, sondern den eigentlichen Zweck, ein technisches, freies und soziales Netzwerk zu betonen.  


> Meine wichtigste Frage: Kann ich den Router einfach in mein LAN hängen
> (welches mit Internet über T-Com verbunden ist)? Ist das dann schon
> alles? Oder braucht es irgendwie einen Sichtkontakt zu einem anderen
> Kontaktpunkt (Richtfunk)? Was ist damit?

Du kannst den Router einfach in dein LAN hängen und mit automatischer Adressvergabe (DHCP) mit dem DSL-Telekom- oder Kabel-Router verbinden. Der Freifunk-Router muss nur nach Anleitung https://erfurt.freifunk.net/firmware-flashen/ <https://erfurt.freifunk.net/firmware-flashen/> geflasht werden und funktioniert dann eigenständig. Wenn Internet am WAN-Port des Freifunk-Routers verfügbar ist, verbindet sich die Firmware automatisch mit einem der VPN-Server von uns und dort laufen alle Freifunk-Verbindungen aus Erfurt zusammen und bilden das Mesh-Netzwerk mit mittlerweile 200 Geräte und über 300 Nutzern.

Sollte in der Nachbarschaft ein anderer Freifunk-Router stehen und das Signal stark genug sein, verbinden sich beide automatisch miteinander. Wenn es laut Karte http://map.erfurt.freifunk.net/meshviewer/ <http://map.erfurt.freifunk.net/meshviewer/> keine unmittelbaren Nachbarn gibt, versuchen einige von uns, per Richtfunk den Weg dahin irgendwie zu ermöglichen, d.h. zum Beispiel wetterfeste Geräte am Antennenmast anbringen und mit einer anderen Station eine Sichtverbindung ausloten. Das ermöglicht es, unabhängig vom DSL- oder Kabelanschluss Daten auszutauschen und sorgt öfter mal auch zum Notfall-Internetzugang, wenn der eigene ausfällt ;-)

Viele Grüße
Stephan
-------------- nächster Teil --------------
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